Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp Nucera startet mit Aufschlägen an der Börse
Thyssenkrupp hat seine Wasserstoff-Tochter Nucera an die Börse gebracht. Bereits in der ersten Handelsstunde legten die Aktien deutlich zu. Experten sehen die Wasserstoffbranche als zukunftsträchtigen Markt.
Uhde Chlorine Engineers, so hieß der Kandidat früher. Jetzt nennt ihn Thyssenkrupp Nucera, das klingt zukunftsgewandt. Und genau das ist das Unternehmen, denn Nucera produziert sogenannte Elektrolyseure. Was genau das ist, damit musste sich Hendrik Leber von der Fondsgesellschaft Acatis beschäftigen, weil seine Fondsgesellschaft gerade Börsen- Neulinge besonders unter die Lupe nimmt.
"Elektrolyseure, das ist das Umgekehrte wie eine Brennstoffzelle", erklärt er. "Beim Elektrolyseur wird aus Strom und Wasser im Ergebnis Wasserstoff und Sauerstoff, und bei der Brennstoffzelle ist es umgekehrt." Der Fondsmanager findet den Börsengang folgerichtig, sieht ihn aber auch kritisch: "Es ist irgendwie schade, dass Thyssenkrupp seine Perlen an die Börse bringt, also die guten Teile ausverkauft und die schwächeren behält."
Erwischt Nucera den richtigen Zeitpunkt?
Thyssenkrupp brauche das Geld, und spannend sei, dass Nucera einer der größten Anbieter in diesem Markt sei und schon sehr große Projekte im Bestand habe, so Leber. Zum Beispiel soll in Saudi-Arabien ein riesiges wasserstoffproduzierendes Werk entstehen, eines der größten der Welt. Daher wird der saudische Staatsfonds auch einer der größten Anteilseigner.
Ist der Tag heute, diese Börsenphase, der richtige Zeitpunkt für den Börsengang? Thomas Benedix von Union Investment meint, Zeitpunkt und Umfeld könne man sich nicht backen. "Was ein bisschen lastet, ist die aktuelle Wirtschaftsentwicklung, aber wenn man sich die Aktien so anschaut, wir sind nah an den Höchstständen", sagt er. "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Investoren im Moment die Finger von den Aktien lassen."
Nucera zieht es erstmal in die Ferne. Die EU hat zwar Fördergelder, aber bis die fließen, bis alle Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind, dauert es. Ein klarer Wettbewerbsnachteil, findet Acatis-Analyst Leber: "Weil wir so kompliziert sind, weil wir uns selber so viele Schwierigkeiten machen, können wir zwar Geld bereitstellen, aber die Umsetzung geht schneller in Ländern wie Saudi-Arabien, Australien oder den USA. Die sagen, 'wir machen das jetzt' und ziehen das durch."
Vermögensverwalter haben Wasserstoff länger im Visier
Der "Hype" um Wasserstoff: Seit Jahren raten Vermögensverwalter zum Einstieg in diese Branche, richtig gezündet hat so ein Investment bisher noch nicht - auch, weil noch nicht so viel Geld verdient wird. Analyst Benedix glaubt aber an die Zukunft und nennt ein Beispiel zur Anwendung: "Schiffe könnten zukünftig auch mit Ammoniak betrieben werden, das man letztendlich auch durch Wasserstoff gewinnt, wir haben dann das Thema Brennstoffzelle und Elektrolyse und insofern ein sehr breites Feld mit deutlichem Wachstumspotenzial."
Das glaubt auch Leber von der Fondsgesellschaft Acatis; seine Portfolios sind allerdings nicht auf Gewinne in 20 oder 30 Jahren ausgerichtet. Und es könnte Rückschläge geben. "Wenn den Saudis die Anlage nicht gefällt oder die nicht zahlen, dann hängt Nucera am Fliegenfänger, deswegen sind wir diesmal bei der Zeichnung nicht dabei." Es ist wie bei fast allen Wertpapieren - aber bei den Nucera-Aktien, die seit heute gehandelt werden, ganz besonders: die Investition ist eine Spekulation auf die Zukunft und wahrlich kein Versprechen.