Streaming-Geschäft Netflix gewinnt acht Millionen Kunden hinzu
Mit Serien wie "Bridgerton" und "Baby Reindeer" hat Netflix überraschend viele Neukunden angelockt. Zudem profitiert der Streaming-Anbieter von seiner Passwort-Kampagne. Aber der Boom könnte bald vorbei sein.
Überraschend deutlich ist der Streaming-Gigant Netflix zuletzt gewachsen: Mit Erfolgsserien wie "Bridgerton" und "Baby Reindeer" und einem entschlossenen Vorgehen gegen die Weitergabe von Zugangsdaten gewann Netflix von April bis Juni mehr als acht Millionen neue Kunden. Weltweit hat Netflix nun rund 277,7 Millionen Kundenhaushalte.
Analysten hatten für das zweite Quartal mit einem Anstieg von weniger als fünf Millionen neuen Nutzern gerechnet. "Das Unternehmen bleibt der König des Streaming-Landes", sagte Analyst Paolo Pescatore vom Research-Haus PP Foresight. "An ihm muss sich die Konkurrenz messen."
Enttäuschende Aussichten
Im zweiten Quartal verdoppelte sich der Reingewinn von Netflix den Angaben zufolge auf 2,15 Milliarden Dollar und übertraf damit ebenfalls die Analystenprognosen. Der Umsatz stieg wie erwartet um mehr als 16 Prozent auf 9,56 Milliarden Dollar.
Gleichzeitig warnte Netflix aber bei der Vorlage der Geschäftszahlen davor, dass sich der Boom seinem Ende zuneige. Der Kundenzuwachs werde im laufenden Quartal geringer ausfallen als im Vorjahreszeitraum, als Netflix seine Passwort-Kampagne gestartet hatte. Auch bei der Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlte Netflix leicht die Analystenerwartungen.
Bei Anlegern kam dies nicht gut an, sie reagierten angesichts der verfehlten Umsatzprognose und den gedämpften Erwartungen für das kommende Quartal überempfindlich. Die Aktien fielen im nachbörslichen Handel an der Wall Street zeitweise um vier Prozent.
Viele neue werbefinanzierte Abos
Vor allem das Geschäft mit werbefinanzierten Abonnements wird derzeit aufmerksam beobachtet - es wuchs um 34 Prozent. Netflix nannte hier aber keine weiteren Details. "Der Aufbau eines Geschäftsbereichs von Grund auf braucht Zeit", so der US-Konzern. "In Verbindung mit dem großen Volumen unserer Abo-Einnahmen erwarten wir nicht, dass Werbung in den Jahren 2024 oder 2025 ein Haupttreiber unseres Umsatzwachstums sein wird."
Günstigere, werbefinanzierte Abonnements sind ein wichtiger Baustein der Netflix-Strategie. Sie dienen einerseits dazu, diejenigen Zuschauer, die bislang die Zugangsdaten von anderen genutzt haben, als Kunden zu gewinnen. Außerdem versprechen sie höhere Pro-Kopf-Einnahmen.
Aus diesem Grund würden Live-Events immer wichtiger, erläuterte Analyst Ross Benes von Emarketer, einem Spezialisten für Online-Werbung. Mit ihnen könne der Streaming-Anbieter diese Nutzer möglichst lange vor dem Bildschirm halten. So überträgt Netflix die traditionellen Weihnachtstagsspiele der US-Footballliga NFL oder Wrestling-Veranstaltungen.