DIHK-Report Unternehmer finden nur schwer Nachfolger
Seniorchefs kurz vor dem Ruhestand haben große Probleme damit, für ihre Firma eine Nachfolge zu finden. Viele wollen ihre Unternehmen deshalb einfach schließen, wie eine neue Untersuchung zeigt.
Unternehmerinnen und Unternehmer mit Plänen für den Ruhestand tun sich bei der Suche nach geeigneten Nachfolgern immer schwerer. Die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten unter Berufung auf eine Auswertung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), dass zuletzt auf 6792 Senior-Chefs und -Chefinnen nur noch 2017 Interessierte kamen.
Insgesamt erkundigten sich nicht einmal halb so viele potenzielle Nachfolger wie vor der Corona-Pandemie bei ihrer Kammer mit Blick auf eine mögliche Firmenübernahme. Im Jahr 2019 waren es den Angaben zufolge noch 4.302. Das sei ein historisches Tief seit Beginn der Statistik im Jahr 2007, zitierten die Zeitungen die DIHK.
Lage in Ostdeutschland besonders angespannt
Für den Report Unternehmensnachfolge wurden rund 24.000 Kontakte der Kammern aus dem vergangenen Jahr ausgewertet. In Ostdeutschland einschließlich Berlin ist die Lage demnach besonders angespannt. Dort kommen auf einen Interessenten fast vier Firmen, die auf Nachfolgesuche sind. In Westdeutschland kommen auf einen Interessenten rechnerisch 3,2 Firmen, im gesamten Land sind es 3,37 Unternehmen.
Die Folge des Fach- und Arbeitskräftemangels sei, dass gut ein Viertel der Unternehmerinnen und Unternehmer darüber nachdenke, einfach zu schließen. So könnte hochgerechnet auf alle über 60-jährigen Inhaberinnen und Inhaber in den kommenden fünf Jahren etwa eine Viertelmillion Unternehmen von solchen Schließungen betroffen sein, zitierten die Funke Zeitungen aus dem Report.
"Immer weniger Risikofreude"
DIHK-Präsident Peter Adrian sprach von "einschneidenden Entwicklungen für den Standort Deutschland". Es drohten immer mehr Unternehmen, besonders kleine und mittlere, zu verschwinden und Lücken in Wirtschaft und Gesellschaft zu hinterlassen.
Der Ökonom Marcel Fratzscher sagte den Zeitungen, es sei an den Firmen selbst, ihren Betrieb so aufzustellen, dass dieser attraktiv genug sei, um das damit verbundene unternehmerische Risiko einzugehen. Er beschrieb zudem die Tendenz, dass sich schon "seit längerer Zeit" immer weniger junge Menschen selbstständig machen und die damit verbundenen Risiken eingehen wollten. "Zudem wollen immer mehr Selbstständige ihre eigenen Ideen verfolgen und nicht lediglich ein bestehendes Unternehmen übernehmen."