Schwieriges Fashion-Geschäft Mode in der Krise
Die Modebranche durchlebt schwere Zeiten. Viele Unternehmen sind bereits in die Pleite gerutscht. Und das liegt nicht nur an sparsamen Konsumenten.
In Paris strahlen und glitzern aktuell wieder die neusten Mode-Kreationen von Designern auf dem Catwalk - es ist "Fashion Week". Doch die Sektlaune dürfte sich gerade bei den Luxuslabeln in Grenzen halten, kämpfen sie doch mit einer gesunkener Nachfrage auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt China.
Allerdings hat nicht nur das obere Segment, sondern die gesamte Branche Probleme: Inflation, Nachwirkungen gestörter Lieferketten während der Corona-Pandemie, teurere Rohstoffe und der Boom von Online-Händlern. Viele Unternehmen haben das nicht mehr gepackt, sind bereits insolvent: etwa Esprit, Peek & Cloppenburg, Scotch & Soda, Gerry Weber, Hallhuber, um einige zu nennen.
Eine Branche in der "Multikrise"
Die Fashion-Branche befinde sich in der "Multikrise", so die Analyse der Fachleute des Instituts für Handelsforschung, IFH Köln. Im Update Wirtschaft auf tagesschau24 sagt der Experte Kai Hudetz: "Und jetzt haben wir, ausgelöst durch den Angriffskrieg auf die Ukraine, eine wirklich anhaltende Konsumflaute. Die Konsumenten sind verunsichert. Die Hälfte der von uns befragten Konsumentinnen und Konsumenten sagen, sie haben Angst, ihren Lebensstandard nicht halten zu können."
Das spielt den Anbietern von extrem billiger "Ultra Fast Fashion"-Mode in die Hände - und die jagen dem stationären Handel Kunden und Marktanteile ab. Wish, Temu, Shein lassen billig produzieren und schalten den Zwischenhandel aus. Der Preiskampf ist extrem. Aber nicht nur bei Billiganbietern, etwa aus China. Kleidung, die in Deutschland verkauft wird, kommt zum größten Teil aus China und Bangladesch.
Mehr Sicherheit - aber nicht mehr Lohn
Insbesondere dort und in Indien engagiert sich Gisela Burckhardt von Femnet für bessere Arbeitsbedingungen. Seit der Tragödie von 2013, als die Rana-Plaza-Textilfabrik in Bangladesch einstürze, hätten sich die Sicherheitsbedingungen zwar verbessert, sagt Burckhardt. Aber an den Arbeitsbedingungen und Löhnen habe sich nicht so viel getan.
"Es gibt weiterhin diesen Hungerlohn. Der wurde zwar vor Kurzem von rund 80 Euro auf 105 Euro erhöht. Aber selbst mit 105 Euro kann man in Bangladesh nicht überleben." Zumal die Inflationsrate dort viel höher sei als hierzulande. Aktuell liegt sie in Bangladesch bei rund zehn Prozent.
Auch bekannte Marken lassen unter schlechten Bedingungen billig produzieren, verkaufen ihre Ware aber zu deutlich höheren Preisen. "Die sind teuer, nicht weil sie bessere Arbeitsbedingungen haben. Leider haben die Arbeiterinnen davon überhaupt nichts", sagt Gisela Burckhardt. "Die Produkte sind nur deswegen teurer, weil das Marketing teuer ist - und das geht in den Preis rein. Und die Gewinnmargen sind auch höher."
Nachhaltigkeit wichtig - Preis wichtiger
Es zeigt sich allerdings auch ein langsames Umdenken in Teilen der Branche. Mehrere Händler kündigten kürzlich an, ihre Produktion aus Asien weg verlagern zu wollen. Grundsätzlich, sagt Handelsforscher Kai Hudetz, sei Nachhaltigkeit bei den Konsumentinnen und Konsumenten stark verankert: "74 Prozent sagen, Nachhaltigkeit ist mir wichtig, aber aktuell ist mir der Preis wichtiger."
Diese Lücke werde ausgefüllt von Ultrabillig-Anbietern. Heißt konkret: Durch Online-Anbieter wie Temu, Wish oder Shein können sich viele Menschen mehr Produkte kaufen, die sie sich sonst nicht leisten können.
"Gamification" verleitet zum Kauf
Auf deren Webseiten wird viel mit der sogenannten Gamification gearbeitet - Glücksräder und Coupons können so schneller zum Kauf verleiten. Und das kommt gerade bei den Jungen gut an, den 18- bis 29-Jährigen. "Entertainment zu verknüpfen mit sehr sehr günstigen Preisen ist ein ganz klarer Erfolgsfaktor, von dem diese Plattformen profitieren."
Oft befürchten Konsumentinnen und Konsumenten aber auch, von solchen Gaming-Mechanismen auf den Webseiten manipuliert zu werden. Vielen ist klar, was dort läuft - in puncto Qualität und vor allem Vertrauen schneiden die Billig-Anbieter schlecht ab.