Einschnitte bei Eurowings und Ryanair Lufthansa-Chef warnt vor weiteren Flugstreichungen
Viele Fluggesellschaften dünnen ihr Angebot aus und begründen dies mit zu hohen Steuern und Gebühren in Deutschland. Ähnlich äußert sich jetzt auch der Lufthansa-Chef. Die Opposition reagiert.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet mit weiteren Einschnitten in die Flugpläne der Luftfahrtindustrie in Deutschland. "Ich mache mir große Sorgen um die Anbindung unseres Wirtschaftsstandorts", sagte Spohr der Bild am Sonntag. "Die extrem gestiegenen staatlichen Kosten im Luftverkehr führen zu einem weiter schrumpfenden Angebot. Immer mehr Airlines meiden deutsche Flughäfen oder streichen wichtige Verbindungen."
Zuletzt hatten der irische Billigflieger Ryanair und die Lufthansa-Tochter Eurowings zahlreiche Flüge gestrichen. Beide Airlines nennen die hohe Kostenbelastung an deutschen Flughäfen als Grund für die Streichungen. Seit Monaten beklagt die Luftfahrtbranche hohe Kosten wie Fluggebühren und die zum Mai erhöhte Luftverkehrssteuer sowie Gebühren für Sicherheitskontrollen und Flugsicherung.
E-Fuel-Beimischung bereitet Sorgen
Spohr kritisierte, dass bereits zusätzliche staatliche Regulierungen geplant seien: "Für die nächsten Jahre sind bereits weitere nationale Alleingänge beschlossen - zum Beispiel eine Beimischungsquote für E-Fuels, die es jedoch in ausreichender Menge noch gar nicht gibt. In der Folge sinkt im internationalen Vergleich die Anbindungsqualität vieler wichtiger Wirtschaftsregionen." E-Fuels sind synthetisch hergestellte Kraftstoffe auf Kohlenstoffbasis, die den klimaschädlichen CO2-Ausstoß der Flugzeuge reduzieren sollen.
Der Branchenverband BDL macht sich dafür stark, dass Einnahmen aus der angehobenen Luftverkehrssteuer für die Förderung alternativer Flugkraftstoffe verwendet werden sollen. Dazu verweist er auf den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung. Dort heißt es: "Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer werden wir für die Förderung von Produktion und Einsatz von CO2-neutralen strombasierten Flugkraftstoffen sowie für Forschung, Entwicklung und Flottenmodernisierung im Luftverkehr einsetzen."
CSU springt Airlines zur Seite
Die CSU greift das Thema auf und will einem Medienbericht zufolge günstigere Preise für Flugtickets erreichen. "Als erstes muss zum Beispiel die neueste Erhöhung der Luftverkehrssteuer rückgängig gemacht werden, denn die leere Staatskasse darf nicht zu Lasten unseres Luftverkehrsstandortes aufgebessert werden", sagte Ulrich Lange, der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, der Augsburger Allgemeinen laut einem Vorabbericht. Auch sollten die Kosten hinter den Luftsicherheitsgebühren gesenkt werden.
Lange bezeichnete es als Alarmzeichen, dass Ryanair und Eurowings in Deutschland Flugverbindungen streichen wollten. Dadurch könne "eine Negativspirale" in Gang gesetzt werden, die auch die bayerischen Standorte München, Nürnberg und Memmingen betreffen könnte. Für Airlines und Flughäfen sei das Fass bei den anfallenden Kosten offenbar voll, erklärte der CSU-Verkehrspolitiker dem Vorabbericht zufolge. "Die Ampel muss endlich einsehen, dass die Alarmglocken ganz laut klingeln und Handlungsbedarf besteht, wenn der Luftverkehr in Deutschland nicht dauerhaft Schaden nehmen soll."
Weitere Faktoren spielen eine Rolle
Tatsächlich sind hohe Steuern und Gebühren in Deutschland aber nur ein Grund, weshalb Airlines ihr Angebot ausdünnen. Weitere Faktoren sind internationale Konflikte wie der Krieg Russlands gegen die Ukraine und der Nahost-Krieg, die die Fluggesellschaften zu kostspieligen Umwegen zwingen, weil die Lufträume zu gefährlich sind und umflogen werden müssen.
Eine weitere Rolle spielt die sinkende Nachfrage: So werden die Frequenzen mehrerer Verbindungen in die USA gesenkt, einfach deshalb, weil die Flüge nicht mehr so nachgefragt sind. Die Luftfahrt-Expertin Yvonne Ziegler sagte kürzlich gegenüber tagesschau.de, im Vorjahr seien die US-Strecken deutlich besser gelaufen. Auch wegen der Nachholeffekte durch Corona seien die Reisenden im vergangenen Jahr bereit gewesen, Preiserhöhungen zu zahlen. "Weil die Wirtschaft nicht so gut läuft, sind die Verbraucher dieses Jahr aber preissensibler."
Außerdem warten viele Fluggesellschaften auf neue Maschinen, deren Auslieferung sich verzögert. Dabei geht es beispielsweise bei der Lufthansa sowohl um 41 Boeings des Typs 777, als auch um die A320neo-Flotte. Die Fluggesellschaften setzen ihre verkleinerten Flotten also vor allem auf den Strecken ein, die Profit versprechen, und streichen die weniger hoch frequentierten Verbindungen.