Augsburger Hersteller Kuka Roboterbauer wird komplett chinesisch
Hochtechnologie aus Deutschland - ganz ohne deutsche Eigner: Mehr als 95 Prozent der Kuka AG gehören bereits dem chinesischen Konzern Midea. Nun soll er den Roboterbauer komplett übernehmen.
Die Auftragsbücher sind voll bei Kuka. Überhaupt sieht sich das Augsburger Roboterunternehmen gut und neuerdings auch breit aufgestellt. Die im Juni anstehende Fachmesse "Automatica" in München will Kuka als Leistungsschau nutzen und Lösungen nicht nur für die Großindustrie, sondern auch für den Mittelstand präsentieren. Schmuckstück soll ein eigenes Betriebssystem für Roboter sein. Als Messe-Motto hat Kuka "Automation für alle" ausgerufen.
Das Unternehmen Kuka für alle soll es jedoch nicht mehr geben. Mehrheitseigner Midea drängt die verbliebenen Kleinaktionäre - knapp fünf Prozent - aus dem Unternehmen. Dem Beschluss wurde auf der Hauptversammlung mit 99,9 Prozent zugestimmt. "Squeeze-Out" heißt dieses Vorgehen. Die rechtlichen Voraussetzungen liegen dafür vor.
Zäsur für das Industrieunternehmen
Immer wieder wurde der Maschinenbauer als deutsches Vorzeigeunternehmen bezeichnet. Seine Ursprünge gehen zurück auf das Jahr 1898, als Johann Josef Keller und Jakob Knappich die Firma gründeten. Zunächst haben sie Teile für Beleuchtungskörper produziert, später Schweißgeräte und Müllwagen. In den 1920er-Jahren entstand der heutige Name. "Kuka" sind die Anfangsbuchstaben von "Keller und Knappich Augsburg".
Das Unternehmen entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der heute führenden Anbieter für Automatisierungslösungen. Zwar bleibt die Firmenzentrale laut Kuka weiterhin in Augsburg, die alleinigen Eigentümer sitzen aber künftig in der Provinz Guangdong in der Volksrepublik China. Kuka befinde sich auf einer Reise, sagte Vorstandsvorsitzender Peter Mohnen auf der erneut virtuell abgehaltenen Hauptversammlung. "Auf dieser Reise navigieren wir unsere Kuka nun in neue Gewässer. Die heutige Hauptversammlung ist daher voraussichtlich unsere letzte Hauptversammlung in dieser Form", so Mohnen.
Kleinaktionäre bedauern "Squeeze-Out"
Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz vertrat die verbliebenen Kleinaktionäre auf der Hauptversammlung des Roboterbauers. Er bedauert, dass es keine deutschen Eigner mehr geben wird. "Wir hatten immer dafür plädiert, es zu einem Leuchtturmprojekt der Zusammenarbeit zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen zu machen", so Klose. Diese Chance sei nicht wahrgenommen worden.
2015 war Midea - ein Hausgerätegigant in Fernost - mit ersten Anteilen bei Kuka eingestiegen. Mit der jüngsten Hauptversammlung hat sich Midea das Unternehmen nun vollständig einverleibt. Dabei hätte Kuka auch deutsch bleiben können. Denn vor dem Einstieg der Chinesen wurde auch Siemens als möglicher Partner von Kuka gehandelt. Die Pläne scheiterten aus Kostengründen. Das Raunen in der Politik war groß, verhindert hat es den chinesischen Einstieg aber nicht.
Keine direkten Auswirkungen auf Mitarbeitende
Für die rund 3500 Mitarbeitenden am Hauptsitz werde der Squeeze-Out keine Auswirkungen haben, so Michael Leppek von der IG Metall Augsburg. Der Konzernbevollmächtigte sitzt auch im Aufsichtsrat von Kuka. Leppek zufolge sieht eine Vereinbarung vor, dass bis 2025 keine Jobs wegfallen und Augsburg auch der Hauptsitz und führende Entwicklungsstandort bleiben werde.
800 Millionen Euro wird Midea in Entwicklung und Forschung investieren. Die Voraussetzungen für Beschäftigte seien sehr gut, so Leppek. "Automation, Roboter, Digitalisierung - das sind die Themen der Zukunft. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn das für Kuka nicht eine gute Zukunft wird. Ich bin sehr optimistisch."
Spruchstellenverfahren möglich
80,77 Euro hat Midea je Wertpapier angeboten. Die Kleinaktionäre können gegen die Höhe der Abfindung juristisch vorgehen - in sogenannten Spruchstellenverfahren. Erst wenn diese Streitigkeiten geklärt sind, kann Kuka aus Augsburg voll in chinesische Hand übergehen. Wann das genau sein wird, ist derzeit noch unklar.