Mitarbeiter jahrelang ausgespäht Millionenstrafe für Ikea in Frankreich
Jahrelang hatte Ikea in Frankreich unliebsame Mitarbeiter ausgespäht und Kundenprofile erstellt. Zwei ehemalige Manager wurden nun schuldig gesprochen - und das Möbelhaus muss mehr als eine Million Euro Strafe zahlen.
Im Prozess um das Ausspähen von Personal und Kundschaft ist Ikea in Frankreich zu einer Geldstrafe von einer Million Euro verurteilt worden. Die Richter am Gericht in Versailles befanden, dass die französische Ikea-Tochter zwischen 2009 und 2012 Spionage betrieben habe, um unliebsame Mitarbeiter auszuforschen und Profile von verdrossenen Kunden zu erstellen.
Gewerkschaften warfen Ikea Frankreich vor, personenbezogene Daten auf betrügerische Weise zu sammeln, insbesondere über illegal beschaffte Polizeiakten, und personenbezogene Informationen unerlaubt weiterzugeben. Anwälte des Unternehmens bestritten, dass das Unternehmen irgendeine Strategie der "allgemeinen Spionage" verfolgte.
"Es ist ein Symbol"
Abel Amara, ein ehemaliger Ikea-Mitarbeiter, der half, das Vorgehen aufzudecken, nannte das Urteil einen großen Schritt zur Verteidigung der Bürger. "Es macht mich froh, dass es in Frankreich Gerechtigkeit gibt", erklärte er. Eine Anwältin der Gewerkschaften, Solène Debarre, äußerte die Hoffnung, dass das Urteil "einige Unternehmen zum Zittern bringen wird". "Eine Million ist nicht viel für Ikea, aber es ist ein Symbol", erklärte Debarre.
Private Sicherheitsfirma besorgte die Daten
Das Enthüllungsblatt "Canard enchaîné" hatte 2012 über eine systematische Bespitzelung berichtet. Die Sicherheitsabteilung der französischen Ikea-Tochter hatte demnach 2003 eine private Sicherheitsfirma beauftragt, dem Unternehmen teils vertrauliche Daten über Personal sowie Bewerberinnen und Bewerber zu übermitteln - etwa Angaben zu möglichen Vorstrafen oder Bankauszüge. Ähnliche Auskünfte sollen auch zur Kundschaft verlangt worden sein, die mit Ikea im Rechtsstreit lag. Die Gewerkschaft FO erstattete daraufhin Anzeige gegen unbekannt wegen der illegalen Verwendung von Personaldaten.
Haftstrafe auf Bewährung und Geldstrafe
Der Manager, der zur damaligen Zeit für das Risikomanagement verantwortlich war, räumte vor Gericht ein, pro Jahr seien 530.000 bis 630.000 Euro für solche Untersuchungen bereitgestellt worden. Die Anweisungen an seine Abteilung seien von dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Ikea Frankreich gekommen, Jean-Louis Baillot. Dieser wies die Vorwürfe zurück, wurde aber zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro und zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Ein weiterer früherer Verantwortlicher erhielt 18 Monate auf Bewährung und eine Geldstrafe von 10.000 Euro. Von den anderen 13 Angeklagten wurden einige freigesprochen, andere erhielten ebenfalls Bewährung.
Der schwedische Konzern distanzierte sich von den vorgeworfen Praktiken. Nach Beginn der Ermittlungen 2012 hatte Ikea vier Manager entlassen und seine internen Richtlinien geändert. Mehrere Zivilklagen, die von Gewerkschaften und 74 Angestellten erhoben wurden, stehen noch aus.
Nach dem Urteil erklärte das Unternehmen, man habe die Entscheidung zur Kenntnis genommen. Sie erlaube, nun nach vorne zu blicken.