Erfolgreiches Videospiel China-Version von "Fortnite" eingestellt
Der Druck für Epic Games war zu groß: Das Videospiel "Fortnite" des US-Spieleherstellers kann in China nicht mehr gespielt werden. Gleichzeitig gehen die chinesischen Behörden hart gegen Onlinespielsucht vor.
In China kann das weltweit höchst erfolgreiche US-Videospiel Fortnite nicht mehr gespielt werden. Der Konzern Epic Games stellte die chinesische Version ein, die Server, über die das Spiel gespielt werden kann, wurden abgeschaltet. Das US-Spieleunternehmen hatte den Schritt bereits vor zwei Wochen angekündigt. Chinesische Spieler bestätigten gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass sie heute nicht mehr auf das Spiel zugreifen konnten.
Die Abschaltung bedeutet das Ende eines dreijährigen Tests des Herstellers, der für den chinesischen Markt eine spezielle Version des Spiels entwickelt hatte. Bei dieser wurden die Inhalte auf übermäßige Gewalt kontrolliert.
Milliardenumsatz mit Fortnite
Fortnite ist ein Spiel, das zum Genre "Battle Royal" gezählt wird. Dabei kämpfen Spieler online in einem abgegrenzten Bereich gegeneinander. Während des Spiels schrumpft die virtuelle Spielzone - wer zuletzt übrigbleibt, hat gewonnen. Die Testversion war 2018 in China veröffentlicht worden, erhielt jedoch nie grünes Licht von der Regierung, um offiziell vermarktet werden zu können.
Allein mit Fortnite hat Epic Games seit 2018 einen Umsatz im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich erwirtschaftet. Die Anzahl der Spieler, die ein Fortnite-Spielekonto haben, dürfte über 300 Millionen liegen. Einer größeren Öffentlichkeit jenseits der Spieleszene ist Epic Games durch den App-Streit mit Apple bekannt geworden.
Ungesunde Unterhaltung?
Bereits Ende August hatte die chinesische Regierung Einschränkungen bei Online-Spielen für Minderjährige angekündigt. Sie dürfen demnach in China pro Woche nur noch drei Stunden spielen, und zwar jeden Freitag sowie an Wochenenden und Feiertagen eine Stunde.
Die Regierung in Peking begründete die neue Regel mit ihrem Bestreben, der zunehmenden Spielsucht im Land einen Riegel vorschieben zu wollen. Die kommunistische Führung will verhindern, dass Kinder zu viel Zeit mit als ungesund betrachteter Unterhaltung verbringen.
"Im Interesse der Massen"
"Heranwachsende sind die Zukunft des Mutterlandes, und die körperliche und geistige Gesundheit Minderjähriger zu schützen, steht in grundlegendem Interesse der Massen und dient der Förderung des Nachwuchses in der Ära der nationalen Erneuerung", heißt es in einer Mitteilung des Staatlichen Presseamtes.
Sie bezieht sich auf eine Kampagne des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, mit der er nach einer gesünderen Gesellschaft für ein mächtigeres China strebt. Laut Schätzungen der Regierung war 2018 einer von zehn chinesischen Minderjährigen onlinesüchtig.
Politische Zensur
Internationale Tech-Unternehmen können auf dem strikt regulierten chinesischen Markt mittlerweile nur noch eingeschränkt operieren. In den vergangenen Monaten erhöhte die Regierung in Peking den Druck zusätzlich.
Mehrere US-Unternehmen reagierten darauf mit einem Teil-Rückzug aus Festland-China, dazu gehören beispielsweise Yahoo oder die Microsoft-Tochter LinkedIn, die kürzlich ebenfalls ihren Abschied aus China erklärten. Das Geschäftsumfeld sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen hätten sich deutlich verschlechtert, hatte Yahoo zur Begründung mitgeteilt.
Die Einschränkungen für Tech-Unternehmen ergeben sich aus der strikten chinesischen Internetzensur. Die chinesischen Behörden kontrollieren das Internet im Land streng und verlangen von den in China tätigen Unternehmen die Zensur von Inhalten und Schlüsselwörtern, die als politisch sensibel oder unangemessen gelten. Die meisten internationalen Social-Media-Seiten und Suchmaschinen wie Facebook und Google sind blockiert.
Aktie von Tencent eingebrochen
Aber auch chinesische Unternehmen bekommen den regulatorischen Gegenwind zu spüren: Neue Computer-Spiele wurden seit Sommer nicht mehr freigegeben. Beim Internet-Konzern Tencent, der ebenfalls in der Spielebranche Geld verdient, fiel das Umsatzwachstum im dritten Quartal mit plus 13 Prozent auf umgerechnet 19 Milliarden Euro so schwach aus wie seit dem Börsengang 2004 nicht mehr.
Tencents Marktwert war wegen der Regulierung zuletzt um 60 Milliarden Dollar eingebrochen, die Aktien haben sich nicht mehr erholt. "Wir nehmen das neue regulatorische Umfeld proaktiv an und glauben, dass es zu einer nachhaltigeren Entwicklung in der Branche beitragen kann", sagte Tencent-Chef Pony Ma. Der Konzern geht davon aus, dass manche der Beschränkungen der Regierung temporär seien.