Disney will Themen-Dörfer bauen Wohnen, wo Micky Maus zu Hause ist
Disneyland ist der "Glücklichste Platz der Welt" - so heißt es zumindest in der Werbung. Nun will der Konzern dieses Glücksgefühl auf eine Wohnsiedlung übertragen und eine Disney-Residenz bauen - mitten in der Wüste.
Micky Maus morgens beim Brötchenholen begegnen und Donald Duck als Nachbar haben? Solche Assoziationen weckt zumindest das neueste Disney-Projekt namens "Storyliving". Man träume gerne groß und versuche, die Geschichte auf eine neue Art zu erzählen, verspricht Josh D'Amaro, Disneys Chef der Freizeitpark-Sparte.
In einem Werbefilm und einer Mitteilung heißt es, der Konzern plane mehrere Wohnparks, die einen Bezug zur Disney-Welt haben sollen. Das Aussehen der Dörfer bewege sich zwischen einer braven amerikanischen Kleinstadt aus den Fünfzigerjahren mit grünen Vorgärten sowie weißen Zäunen und einem Hotelresort mit einer blauen Lagune, umsäumt von Palmen - so Helen Pak, Vizepräsidentin für den Bereich Marketing bei Disney. Bei der Zielgruppe denkt das US-Unternehmen nicht nur an Kinder, sondern auch an Menschen, die älter als 55 sind.
"Es wird spektakulär"
Die erste Siedlung dieser Art soll in Rancho Mirage im Coachella Valley entstehen - das ist Mitten in der kalifornischen Wüste, gut zwei Stunden entfernt von Los Angeles. Die Gegend ist bekannt für das einmal im Jahr stattfindende Coachella Musikfestival.
Der Bürgermeister von Rancho Mirage, Ted Weill, ist begeistert. "Das Wort 'herausragend' ist untertrieben. Es wird eine tolle Geschichte auf einem tollen Stück Land", sagt Weill im Lokalfernsehen. "Es ist das größte Projekt der Stadt mit 1700 Wohnungen, 400 Hotelzimmern, einem Beachclub und einer Lagune, in der man schwimmen kann. Es wird spektakulär!"
Die Kleinstadt mit weniger als 20.000 Einwohnern hofft auf einen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Entertainment-Giganten Disney. Denn die 340 Fußballfelder große Wohnanlage muss gebaut werden - zudem werden wohl zahlreiche Servicekräfte benötigt, wenn die Siedlung mehr bieten soll, als einfach nur einen Ort zum Leben. Externe Besucher sollen laut Disney auch Tagestickets erwerben können.
Anwohner sorgen sich um steigenden Tourismus
Eine Sorge der Anwohner sind Probleme durch zu viel Verkehr und Tourismus für die Kleinstadt. Und auch wegen der geplanten Schwimm-Lagune hätten einige Menschen Bedenken, erzählt Bürgermeister Weill. "Da kommt die Frage auf: eine blau-grüne Lagune zum Schwimmen mitten in der Wüste? Und das, während Kalifornien unter einer Dürre leidet - ist das nicht ein Problem?" Die örtliche Wasserbehörde habe aber grünes Licht gegeben. "Und Disney baut diese Lagune so, dass es keinen Abfluss an Wasser geben soll, alles wird wieder aufbereitet, es wird sehr nachhaltig sein", so Weill.
Dass der Disney-Traum zum Albtraum werden kann, haben bereits einige Bewohner in Florida erfahren. 1996 baute Disney dort eine Wohnanlage namens "Celebration" nach dem Vorbild einer amerikanischen Kleinstadt. Bald klagten die ersten Bewohner über undichte Dächer und schimmelnde Wände. Seit 2004 ist die Siedlung im Besitz einer privaten Investmentgesellschaft - viele Anwohner beschweren sich, dass sich die Situation seitdem noch verschlechtert habe.