Tarifgespräche ohne Ergebnis Gewerkschaft EVG droht mit weiteren Bahnstreiks
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahngewerkschaft EVG sind erneut gescheitert. Nun drohen erneut landesweite Streiks. Sie könnten noch massiver sein als zuletzt.
Die Deutsche Bahn hat die dritte Gesprächsrunde im Tarifstreit mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erneut ohne Ergebnis für beendet erklärt. Die EVG warf der Bahn einen einseitigen Abbruch der Gespräche vor und gab sich weiter verhandlungsbereit.
Allerdings erklärte die EVG auch: "Bekommen wir keine verhandlungsfähige Angebote, werden wir natürlich auch streiken", sagte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay. Termine dafür gebe es noch nicht, aber die Streiks dürften "massiver ausfallen" als die beiden Ausstände in der jüngsten Vergangenheit.
EVG fordert zwölf Prozent mehr Lohn
Die EVG wolle aber laufende Gespräche mit anderen Unternehmen vor allem in der kommenden Woche abwarten, bevor sie weitere Streiks ankündige. Insgesamt verhandelt die EVG mit 50 Bahn- und Busunternehmen in der aktuellen Tarifrunde.
Die EVG hatte erst am Freitag mit einem achtstündigen Warnstreik den Bahnverkehr in ganz Deutschland weitgehend lahmgelegt. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen und pocht auf zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber eine Erhöhung um 650 Euro im Monat.
Ende Mai weitere Verhandlungen
Der nächste Verhandlungstermin zwischen Deutsche Bahn und EVG ist für Ende Mai angesetzt. Dieses Datum sei "aus unserer Sicht viel zu spät", sagte Bahn-Personalchef Martin Seiler dazu. "Wir sind die ganze Zeit verhandlungsbereit."
Als Grund für die gescheiterten Verhandlungen nannte die Bahn die Weigerung der Gewerkschaft, über das am Dienstag vorgelegte neue Angebot der Bahn zu verhandeln. "Wir haben uns einen riesigen Schritt auf die Gewerkschaft zubewegt. Auf der anderen Seite ist Stillstand", so Seiler. Das Angebot orientiert sich nach Angaben des Konzerns am Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst und sieht unter anderem zehn Prozent mehr Lohn ab kommendem Jahr vor sowie zusätzlich 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie.
Gewerkschaft lehnt lange Laufzeit ab
Dass die Gewerkschaft das Angebot als nicht einmal verhandelbar bezeichnet, sei "sehr, sehr bemerkenswert", sagte Seiler. Die EVG hatte Nachbesserungen gefordert. EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch hatte kritisiert, dass nach dem Bahn-Angebot noch viele Fragen offen und Forderungen der Gewerkschaft unbeantwortet seien. Vor allem die Laufzeit von 27 Monaten sei "inakzeptabel".
Zudem lehnt die EVG Einmalzahlungen, die der Konzern vorgeschlagen hatte, ab. "Das Ping-Pong von Forderungen und Angeboten muss jetzt aufhören, wir müssen ohne Vorbehalte am Tisch zu Lösungen kommen", forderte die Bahn. Es gehe um Kompromisse für beide Seiten.