Raus aus dem Corona-Loch Chinas Luftfahrtbranche meldet sich zurück
Die Luftfahrt in China hat sich jahrelang rasant entwickelt. Corona versetzte der Branche einen Dämpfer, doch jetzt geht es wieder aufwärts. Löst China die USA als größten Luftfahrtmarkt ab?
Die drei Jahre andauernden Corona-Beschränkungen in China mit weitgehend geschlossenen Grenzen haben den nationalen Fluggesellschaften stark zugesetzt. Während sich der nationale Verkehr innerhalb Chinas seit dem Ende der Beschränkungen schnell wieder erholt hat, gibt es noch immer vergleichsweise wenige internationale Verbindungen.
Die meisten chinesischen Fluggesellschaften bieten nach wie vor viele Serviceleistungen inklusive an, die man in den USA oder in Europa inzwischen häufig extra bezahlen muss: Check-in-Gepäck, Getränke an Bord und Snacks. Das liegt unter anderem daran, dass der Luftfahrtmarkt in China viel stärker reguliert ist als anderswo. Billigflug-Gesellschaften nach dem Vorbild von Ryanair oder Easyjet haben sich bislang nicht durchgesetzt. Fluggesellschaften in der Volksrepublik sind meist staatlich oder teilstaatlich. Dominiert wird der Markt von den drei großen staatlichen Airlines: Air China, China Southern und China Eastern.
China könnte die USA ablösen
Parallel zu Chinas großem Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahrzehnte hat sich auch der zivile Luftfahrtmarkt in der Volksrepublik vervielfacht, erklärt David Yu, Luftfahrt-Experte vom Shanghaier Campus der New York University. "Die Luftfahrt ist im Großen und Ganzen parallel zum Bruttoinlandsprodukt gewachsen. Und wenn man davon ausgeht, dass das weiter so ist, wird der chinesische Luftfahrtmarkt weiterwachsen. Ob das jetzt fünf Prozent sind oder mehr: Auf lange Sicht gibt es Wachstum", prognostiziert Yu.
Er geht davon aus, dass China irgendwann die USA als größten Luftfahrtmarkt der Welt ablösen wird. "Das ist noch nicht passiert. Aber es wird irgendwann passieren mit dem erwarteten Wachstum."
Explodierende Fluggastzahlen, neue Flotten
In den 20 Jahren vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat sich die Fluggastzahl in China in etwa verzehnfacht: auf rund 660 Millionen Passagiere im Jahr 2019. Überall im Land sind neue Flughäfen entstanden: Große wie der neue Pekinger Hauptstadtflughafen Daxing mit dem größten Terminalgebäude der Welt, aber auch kleinere Provinzflughäfen.
Die Fluggesellschaften haben viele neue Flugzeuge gekauft: insgesamt sind in China rund 4000 Passagiermaschinen im Einsatz. Auch in China fliegen Airlines fast ausschließlich mit Maschinen der beiden großen Flugzeughersteller aus den USA und aus Europa, Boeing und Airbus. China entwickelt inzwischen aber auch eigene Flugzeuge. Einzelne Maschinen von Chinas neuem Mittelstreckenjet Comac C919 sind bereits im Regelflugbetrieb unterwegs.
Von Flugscham keine Spur
Immer mehr Menschen in China können sich das Fliegen leisten. Über ihren CO2-Fußabdruck machen sich allerdings weniger Menschen Gedanken als beispielsweise in Europa. Flugscham ist also kein Thema in der Volksrepublik. Dennoch versuche man auch in China, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, so Luftfahrtexperte Yu. "Das Thema Nachhaltigkeit ist schon auf der Agenda. Es hat aber eine niedrigere Priorität als zum Beispiel in Europa oder in den USA." Dennoch sehe er, dass das Thema zunehmend ernster genommen werde.
Tatsächlich leugnet Chinas Staats- und Parteiführung den menschengemachten Klimawandel nicht. Allerdings bringen Staatsmedien die globale Erderwärmung und Extremwettersituationen im Normalfall nicht mit dem CO2-Ausstoß in Verbindung. Und so sehen viele Menschen in China auch nicht, dass Fliegen zum Klimawandel beiträgt.