Tarifstreit Boeing bietet 30 Prozent mehr Lohn
Der US-Flugzeughersteller Boeing will die Löhne über vier Jahre um fast ein Drittel anheben. Der Konzern bezeichnete die Offerte als "bestes und letztes" Angebot. Die Gewerkschaft hält das Angebot für unzureichend.
Im Tarifstreit mit streikenden Mitarbeitern hat Boeing sein Gehaltsangebot nachgebessert. Der US-Flugzeughersteller teilte gestern Abend in einem Schreiben an die Beschäftigten mit, die allgemeinen Löhne um 30 Prozent über vier Jahre anheben zu wollen. Bisher war Boeing zu einem Plus von 25 Prozent bereit, während die Gewerkschaft 40 Prozent fordert.
Außerdem sieht der neue Vorschlag auch Bonuszahlungen vor, die eigentlich abgeschafft werden sollten. So will der Airbus-Konkurrent unter anderem eine Leistungsprämie wieder einführen und die Altersversorgung verbessern, wenn die Beschäftigten das Angebot bis Freitag annehmen. Das Unternehmen bezeichnete die neue Offerte als sein "bestes und letztes" Angebot.
Gewerkschaft geht die neue Offerte "nicht weit genug"
Die Gewerkschaft IAM lehnte das jüngste Angebot des Unternehmens indes umgehend als unzureichend ab. Der Vorschlag "geht nicht weit genug", um die Bedenken der Belegschaft auszuräumen, teilte die Führung der Arbeitnehmervertretung gestern am späten Abend (Ortszeit) mit.
"Sie versuchen, einen Keil zwischen unsere Mitglieder zu treiben und unsere Solidarität zu schwächen", kritisierte die IAM weiter und warf Boeing eine "Strategie der Spaltung" vor. Die Gewerkschaft beklagte zudem, dass das neue Angebot ohne erneute direkte Verhandlungen präsentiert worden sei. Sie will ihre Mitglieder aber zu den neuen Vorschlägen befragen.
Die größte Boeing-Gewerkschaft mit rund 33.000 Beschäftigten war Mitte September in den Streik getreten. Nach bislang erfolglosen Verhandlungen sind die Fronten zwischen den Konfliktparteien verhärtet. Mit einer Mehrheit von rund 95 Prozent hatten die Beschäftigten in der vergangenen Woche den alten Vorschlag des Konzerns für ein 25-prozentiges Lohnplus abgelehnt.
Tarifstreit kommt für Boeing zur Unzeit
Durch die Arbeitsniederlegung ist die Boeing-Produktion rund um Seattle im Nordwesten der USA betroffen, wo unter anderem das Bestseller-Modell 737 und der Langstrecken-Jet 777 gebaut werden. Vor allem bei der 737 ist Boeing bereits im Verzug mit Lieferungen an viele Fluggesellschaften.
Für den Airbus-Rivalen kommt der Tarifstreit zur Unzeit, steckt Boeing doch nach einer Pannenserie in der Krise und kämpft mit hohen Verlusten. Nach einem Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpfteil einer so gut wie neuen Boeing-Maschine kurz nach dem Start herausriss, darf der Konzern bis auf weiteres nicht die Produktion der 737-Reihe ausbauen.
Letzter Streik kostete Boeing zwei Milliarden Dollar
Boeing reagierte auf den Streik unter anderem mit einem Einstellungsstopp. Außerdem wurden Tausende Mitarbeiter beurlaubt und Dienstreisen aufs Nötigste reduziert.
Dabei sind Streiks bei US-Firmen generell und speziell auch bei Boeing eher eine Seltenheit: Die Boeing-Gewerkschaft IAM hatte zuletzt 2008 gestreikt. Damals dauerte der Ausstand 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.