"Hundertprozentige Transparenz" Boeing verspricht nach Beinahe-Unglück Aufklärung
Boeing-Chef Calhoun hat nach dem jüngsten Vorfall mit einer 737 MAX einen Unternehmensfehler eingeräumt und verspricht Aufklärung. Im Jahr 2023 lieferte der US-Flugzeugbauer mehr Maschinen aus als im Vorjahr.
Nach dem Zwischenfall mit einer Boeing-Maschine, bei der im Flug ein Rumpfteil herausgebrochen war, hat Konzernchef Dave Calhoun einen Fehler des Flugzeugbauers eingeräumt und Aufklärung versprochen. "Wir werden das zuallererst so angehen, dass wir unseren Fehler eingestehen", sagte Calhoun vor Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Auch sagte er laut einem von Boeing veröffentlichten Auszug seiner Ansprache "hundertprozentige Transparenz" zu. Boeing werde mit den Unfallermittlern der US-Behörde NTSB zusammenarbeiten, die die Ursache des Zwischenfalls herausfinden wollen.
Mangel kein Einzelfall?
Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hatte am Wochenende angeordnet, Flugzeuge des Typs Boeing 737 MAX 9 am Boden zu lassen und zu inspizieren. Der gravierende Mangel an einer Maschine des Modells Boeing 737 MAX bei Alaska Airlines in den USA ist womöglich kein Einzelfall. Bei ersten Untersuchungen entdeckten Alaska Airlines an der Stelle, wo ein Bauteil kurz nach dem Start herausgerissen war, Probleme bei weiteren Maschinen des Typs - wie etwa lockere Schrauben.
Die zweite große Nutzerin des Flugzeugs, United Airlines, teilte mit, bei Kontrollen ebenfalls lockere Schrauben gefunden zu haben. Das war nach Informationen einer mit der Sache vertrauten Person bei fast zehn Maschinen der Fall, und es könnten noch mehr sein.
Mehr Flugzeuge ausgeliefert
Die Aktie des US-Flugzeugbauers verlor gestern bis zu 2,5 Prozent und pendelte sich bei einem Minus von rund einem Prozent ein. Offenbar halfen auch aktuelle Auslieferungszahlen für das Jahr 2023 nicht, die Stimmung zu verbessern. Boeing lieferte im vergangenen Jahr mehr Flugzeuge aus als im Vorjahr. Insgesamt wurden 528 Maschinen an die Kunden übergeben nach 480 Flugzeugen ein Jahr zuvor. Vom Typ 737 lieferte Boeing 73 Flugzeuge aus. Die Zahl der Nettobestellungen stieg um 70 Prozent auf 1.314 Maschinen.
Der europäische Erzrivale Airbus will seine Bestellungen und Auslieferungen am Donnerstag offiziell bekannt geben. Insidern zufolge hat Airbus im vergangenen Jahr so viele Flugzeuge ausgeliefert wie seit dem Jahr 2019 nicht mehr. Mit rund 735 Verkehrsmaschinen sei das Ziel von 720 Auslieferungen trotz der anhaltenden Probleme bei Zulieferern 2023 deutlich übertroffen worden, hatte die Nachrichtenagentur Reuters aus Branchenkreisen erfahren.