Ziele der Deutschen Bahn Pünktlichkeit wie in Japan unerreichbar?
Die Pünktlichkeit der Züge in Japan ist weltbekannt - und in Deutschland laut DB-Konzern nicht erreichbar. Dafür sei das Schienennetz hierzulande nicht ausgelegt, so der Bahn-Vorstand Peterson.
Von der Pünktlichkeit japanischer Züge ist die Bahn in Deutschland weit entfernt - und der DB-Konzern hält eine vergleichbare Verlässlichkeit auch für unrealistisch. Eine Pünktlichkeit von 99 Prozent wie in Japan sei hierzulande nicht erreichbar, sagte der für den Personenfernverkehr zuständige Bahn-Vorstand Michael Peterson der "Augsburger Allgemeinen". "In Deutschland teilen sich Güter-, Regional- und Fernverkehrszüge ein und dasselbe Schienennetz. Dieses Konzept ist nicht auf 99 Prozent Pünktlichkeit ausgelegt."
Die Bahn hoffe nach Abschluss vieler Baustellen, in absehbarer Zeit wieder mehr als 80 Prozent zu erreichen, sagte der Manager. Eine wichtige Etappe sei dabei die Sanierung der Bahnstrecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim bis Ende 2024. "Und mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2025 werden sich viele Fahrtzeiten im Fernverkehr verringern", sagte Peterson. "Bis 2030 wird die Bahn Jahr für Jahr und Schritt für Schritt deutlich besser." Die Bahnkunden bräuchten noch etwas Geduld mit der Bahn. "Es wird aber nicht Jahrzehnte dauern, bis die Bahn in einem erheblich besseren Zustand als heute ist."
Beim Shinkansen zählt jede Minute
In Japan achtet die Bahn auch heute noch streng auf die traditionelle "kaiserliche" Pünktlichkeit. Japans Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen etwa ist kaum verspätet - außer bei Naturkatastrophen wie Erdbeben. Kommt es einmal zu kurzen Verspätungen von nicht einmal einer Minute, führt dies zu wiederholten Entschuldigungen gegenüber den Fahrgästen.
Aufsehen erregt hatte im vergangenen Jahr der Fall eines Lokführers, dem für eine minimale Verspätung von einer einzigen Minute 40 Cent vom Lohn abgezogen wurden. Er klagte dagegen, gewann zwar den Prozess und erhielt die 40 Cent zurück - aber keinen Schadenersatz.
Laut der Deutschen Bahn wird dagegen ein Halt als pünktlich gewertet, wenn die planmäßige Ankunftszeit um weniger als 6 beziehungsweise 16 Minuten überschritten wurde. Derzeit bremsten die vielen Baustellen den Bahnverkehr erheblich, sagte Bahn-Vorstand Peterson. "Aktuell fahren fast 70 Prozent der Fernverkehrszüge durch mindestens eine Baustelle." Trotzdem kommen nach seinen Worten rund 65 Prozent pünktlich an. "Das wäre übrigens bei Baustellen auf der Autobahn undenkbar."
Generalsanierungen auf vielen Strecken
Wichtige Strecken wie Mannheim-Frankfurt oder Hamburg-Berlin werden saniert und für viele Monate komplett gesperrt. Fahrgäste, die in den Sommerferien mit der Bahn verreisen, müssen an vielen Strecken aufgrund von Reparaturen mit Verspätungen, Umleitungen und Ausfällen rechnen.
Die Spitzen der Berliner Ampel-Koalition hatten Ende März festgestellt, dass die Bahn zur Deckung des Investitionsbedarfs bis 2027 rund 45 Milliarden Euro benötigt. Im Mittelpunkt stehen Generalsanierungen: Mehr als 40 besonders belastete und wichtige Strecken sollen für jeweils fast ein halbes Jahr komplett gesperrt werden, um in einem Rutsch alles zu reparieren, was es zu reparieren gibt: Bahnhöfe, Oberleitungen, Schienen, Weichen und vieles mehr.