Weniger Abhängigkeit von China Apple eröffnet ersten Store in Indien
Apple eröffnet seinen ersten Store in Indien - und dürfte seinen Blick künftig stärker auf das Land richten. Das könnte dem US-Konzern helfen, seine Abhängigkeit von China zu reduzieren.
Konzernchef Tim Cook höchstpersönlich ist es, der die Filialtüren des ersten Apple-Stores im indischen Mumbai öffnet. Hunderte Menschen sind bei der Eröffnung dabei; in klassischer Apple-Fan-Manier haben einige von ihnen in der Nacht schon Schlange vor dem Laden gestanden. Schon vor der Eröffnung sprach der Konzern von einer "großen Expansion" in Indien - und bereits in wenigen Tagen soll ein weiterer Store in der Hauptstadt Neu-Delhi seine Türen öffnen. Apple erhofft sich in Indien nicht nur Konsumfreude, sondern sieht in dem großen Land weiteres Potenzial für Fertigungsstätten und Betriebe, auch um weniger stark abhängig von China zu werden; schloss das Unternehmen doch einst seine eigenen Werke und lagerte die Produktion an externe Dienstleister aus: Diese produzieren zu großen Teilen in China.
Covid-Lockdowns führten zu Produktionseinbußen
Diese Abhängigkeit hat das Unternehmen zuletzt in Schwierigkeiten geraten lassen, weil die strikten Covid-Lockdowns in China die vor Ort arbeitenden Auftragsfertiger lahmgelegt hatten. Ende November kam es im Werk des Fertigers Foxconn in Zhengzhou zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, als Arbeiterinnen und Arbeiter gegen die strengen Corona-Beschränkungen und für eine bessere Bezahlung protestierten. Das führte zu Produktionseinbußen bei Apple, denn das Werk in Zhengzhou gehört mit bis zu 300.000 Mitarbeitern zu den wichtigsten Fertigungsorten des Konzerns.
Die Produktion in den Foxconn-Werken läuft inzwischen wieder. Allerdings könnten die Spannungen zwischen China und Taiwan auch für Apple Folgen haben. Denn einerseits hat Foxconn seinen Firmensitz in Taiwan, und andererseits bezieht Apple einen nicht unerheblichen Anteil seiner Chips von dort. Ein Grund mehr, unabhängiger von China zu werden, und das Unternehmen sucht auch schon längst nach Alternativen. Die iPhone-Hersteller Foxconn, Wistron und Pegatron produzieren inzwischen in Indien die Apple-Telefone für den Export und den einheimischen Markt.
Marktanteil in Indien erst bei vier Prozent
In Indien gewinnt Apple zusehends Marktanteile und könnte diese im laufenden Jahr ausbauen, von derzeit vier auf auf fünf Prozent, wie der Datenanalyst Counterpoint Research schätzt. Das wäre immer noch ein Bruchteil des Marktanteils in China: Dieser lag im Schlussquartal 2022 bei rund 22 Prozent. Ganz auf China verzichten wird Apple also keinesfalls so schnell, aber Indien scheint ein sinnvolles weiteres Standbein für den Tech-Konzern zu sein.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, Apple habe im vergangenen Geschäftsjahr iPhones im Wert von rund sieben Milliarden Dollar in Indien produzieren lassen und beruft sich dabei auf Insider. Das sei etwa dreimal so viel wie noch im Jahr zuvor. Schon 2025 könnte rund ein Viertel aller Apple-Smartphones in Indien hergestellt werden, schreibt Bloomberg. Nicht nur als Produktionsstandort, sondern auch als Absatzmarkt wird Indien für Apple immer spannender, hat Indien doch erst kürzlich China als einwohnerstärkstes Land der Welt überholt.
iPhone noch zu hochpreisig in Indien
In Indien gibt es mehr als 600 Millionen Menschen, die Smartphones nutzen. Im Moment dominieren noch Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android den Markt. Apple gehört zwar zu den Top 3 der Smartphone-Marken in Indien, die iPhones sind aber wegen der hohen Preise aber nur für wenige Menschen erschwinglich. Sollten in Zukunft mehr Smartphones und Computer des US-Konzerns in Indien gefertigt werden, könnten die Preise vor Ort sinken.
Bereits seit 2020 bietet Apple seine Produkte online in Indien an. Die Eröffnung einer richtigen Filiale aber hatte sich aufgrund von geltenden Investitionsregeln und pandemiebedingten Einschränkungen immer wieder verschoben. Das Unternehmen aus Kalifornien hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem der profitabelsten und größten Unternehmen der Welt entwickelt. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte Apple einen Gewinn von rund 99,8 Milliarden US-Dollar.
Das iPhone ist das wichtigste Produkt von Apple. Im Geschäftsjahr 2022 hat Apple rund 238 Millionen iPhones verkauft, ein leichter Rückgang zum Vorjahr. Trotzdem sind die iPhone-Verkäufe für einen großen Teil der Erlöse des Techkonzerns verantwortlich. Das erkennt man auch daran, dass sich Apples Jahresumsatz seitdem das iPhone 2007 auf den Markt kam mehr als verzehnfacht hat.