Aufruf der Gewerkschaft ver.di Warnstreiks bei Amazon am "Prime Day"
Die Gewerkschaft ver.di hat im Tarifkonflikt mit Amazon die Beschäftigten in den deutschen Verteilerzentren zum Streik aufgerufen. Anlass ist der heute von Amazon gestartete Schnäppchentag "Prime Day".
Heute geht sie wieder los, die alljährliche Schnäppchenjagd bei Amazon: Der "Prime Day" erstreckt sich dieses Jahr vom 11. bis zum 12. Juli, der weltgrößte Online-Versandhändler bietet dann Rabatte auf viele Produkte. Der "Prime Day" zählt neben dem Weihnachtsgeschäft und der "Cyber Week" um den Black Friday zu den wichtigsten Verkaufstagen von Amazon. Im vergangenen Jahr setzte der E-Commerce-Gigant dabei binnen 48 Stunden über zwölf Milliarden Dollar um.
Dass die Gewerkschaft ver.di just von heute bis Donnerstag zum Streik an den deutschen Verteilerzentren von Amazon aufruft, ist also kein Zufall, sondern Kalkül: ver.di zufolge ist der "Prime Day" der Anlass für die Warnstreiks in Bad Hersfeld (zwei Standorte), Leipzig, Werne, Graben, Rheinberg, Koblenz, Dortmund, Achim und Winsen.
ver.di: Amazon-Beschäftigte haben das Nachsehen
Amazon habe zwar die Stundenlöhne in den vergangenen Jahren wiederholt erhöht und liege damit inzwischen über dem aktuellen Mindestlohn, teilte Streikleiterin Monika Di Silvestre heute mit. "Das hätte die Unternehmensleitung aber niemals ohne den Druck der Streiks freiwillig getan."
Tatsächlich blieben die Einkommen der Beschäftigten durch längere Arbeitszeiten und niedrige oder fehlende Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld oft um mehrere Hundert Euro unter denen der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen.
An einigen Standorten hatten die Amazon-Beschäftigten ihre Arbeit bereits am Sonntag niedergelegt. Gestern Nachmittag demonstrierten in Hamburg Amazon-Mitarbeiter für höhere Bezahlung unter dem Motto: "Make Amazon Pay! Für gute und gesunde Arbeit bei Amazon!" Sie zogen nach einem entsprechenden Aufruf der Gewerkschaft ver.di vom S-Bahnhof Veddel zum Verteilzentrum von Amazon auf der Veddel.
Amazon verweist auf höheren Einstiegslohn ab September
Der Tarifkonflikt bei Amazon dauert bereits seit 2013 an. Ver.di fordert seit Jahren unter anderem die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels. Die Mitarbeitenden werden allerdings als Angehörige der Logistikbranche behandelt und verdienen entsprechend weniger.
Amazon betont, das Unternehmen biete ein fortschrittliches Arbeitsumfeld mit wettbewerbsfähigen Löhnen. Das Unternehmen verweist darauf, dass der umgerechnete Einstiegslohn für Logistikmitarbeiter in Deutschland ab September bei 14 Euro brutto pro Stunde aufwärts liegen werde inklusive Bonuszahlungen. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit liege der Lohn im Schnitt bei 37.000 Euro brutto pro Jahr. Hinzu kämen Extras und Vergünstigungen.