Wer ist Tata? Breit aufgestellter Kümmer-Konzern
Autos, Rüstung, Lebensmittel, Hotels und eben Stahl - das ist der indische Tata-Konzern. Das nur von männlichen Familienmitgliedern geführte Unternehmen hat einen exzellenten Ruf bei seinen Mitarbeitern. Doch der jüngste Ausflug nach Europa misslang.
Kein geringerer als Fußball-Superstar Lionel Messi macht Werbung für Tata Motors. Tata, das ist nicht nur einfach eine Firma. Eigentlich vergeht kein Tag im Leben eines Inders, an dem er nicht mit Tata in Berührung käme, sagt Jayanta Roy Chowdhury, Wirtschaftschef einer indischen Tageszeitung: "Tata hängt überall mit drin, von der einfachen Nadel bis zur Luftfahrtindustrie", sagt Chowdhury. "Tata ist in so vielen Bereichen aktiv: bei Computern, Robotern, Stahl, Telekommunikation, Tee, Parfum und Waschmittel. Der Konzern ist unglaublich breit aufgestellt."
Über 100 Unternehmen gehören zum Tata-Konzern, die meist unabhängig voneinander arbeiten. Nur die großen strategischen Entscheidungen werden in der Zentrale in Mumbai getroffen. Weltweit beschäftigt Tata mehr als 600.000 Mitarbeiter. Angefangen hat alles mit Jamsetji Tata im Jahr 1868, der aus einer Ölmühle eine Spinnerei machte und damit erfolgreich indisches Garn verkaufte.
Zwei Männer fahren mit einem Tata-Motorrad
"Tata wird sich um dich kümmern"
Anfang des 20. Jahrhunderts gründete Tata das erste indische Stahlwerk. Jahrzehntelang war Tata ausschließlich auf dem indischen Markt aktiv. Mit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes in den neunziger Jahren expandierte der Konzern auf den globalen Markt, aber man wolle keine Heuschrecke sein, sagt der ehemalige Geschäftsführer Ratan Tata: "Die Führer globaler Wirtschaftsunternehmen dürfen die Sorgen und Nöte des kleinen Mannes nicht vergessen. In einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, dürfen wir nicht unsensibel und verächtlich agieren."
Bis heute führen das Unternehmen ausschließlich Männer, die zum weiteren Kreis der Familie gehören. Und zur Philosophie der Dynastie gehört, dass das Wohl des Landes und der Arbeiter im Vordergrund stehe, sagt Wirtschaftsjournalist Chowdhury: "Tata investiert sehr viel Geld in die Forschung, sie sind wahre Pioniere. Auch in Bereichen, die nichts mit dem Unternehmen zu tun haben. Das macht sonst kaum einer in Indien. Und Tata ist dafür bekannt, ein anständiger Arbeitgeber zu sein. Tata wird sich um dich kümmern, von dem Tag an, als du für sie angefangen hast zu arbeiten, bis du stirbst."
Tata Steel: Verluste durch Zukäufe in Europa
Diese Loyalität den Arbeitern gegenüber habe sogar die britischen Gewerkschaften überzeugt, als Tata Steel in Europa den Stahlkonzern Corus übernommen habe, sagt der Journalist.
Tata Steel ist eines der weltgrößten Stahlunternehmen, mit einer Kapazität von 29 Millionen Tonnen und rund 80.000 Mitarbeitern auf fünf Kontinenten. Mit dem Kauf europäischer Stahlwerke allerdings habe das zuvor durchaus profitable Unternehmen Tata Steel viele Verluste eingefahren, sagt Wirtschaftsjournalist Chowdhury. Eine Fusion mit thyssenkrupp sei ein Risiko, könnte sich allerdings für Tata rentieren: "Tata Steel könnte die hohen Kosten, die die Stahlerzeugung mit sich führt, reduzieren. Und thyssenkrupp ist ganz weit vorne, was neue Technologien in der Stahlbranche angeht. Die könnte Tata dann übernehmen, statt sie für teures Geld von thyssen abzukaufen", sagt er.
Der Tata-Konzern scheut sich nicht vor Risiken. Vor neun Jahren hat Tata-Motors den damals stark angeschlagenen britischen Autohersteller Jaguar und Land Rover aufgekauft. Heute fährt er damit große Gewinne ein.