Gehälter stiegen um durchschnittlich drei Prozent Kräftiges Plus für Tarifbeschäftigte - aber nicht für alle
Viele Beschäftigte in Deutschland profitieren von den Tariferhöhungen und niedriger Inflationsrate. Die Verdienste lagen im Juli um drei Prozent über denen des Vorjahrs, zugleich sanken die Preise um 0,5 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Doch nicht alle profitieren - und nicht alle gleich viel.
Die Tarifgehälter der Arbeitnehmer in Deutschland sind innerhalb eines Jahres um durchschnittlich drei Prozent gestiegen. Zugleich sanken zwischen Juli 2008 und Juli 2009 die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.
Deutliche Unterschiede zwischen den Branchen
Allerdings kamen wegen Kurzarbeit, Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen und der Kürzung von Sonderzahlungen die gestiegenen Löhne und Gehälter nicht bei allen an. Und auch bei den nach Tarif bezahlten Beschäftigten waren die Unterschiede zwischen den Branchen erheblich: Im produzierenden Gewerbe erhöhten sich die durchschnittlichen Tarifverdienste nach Angaben der Statistiker um 3,5 Prozent. Dies sei unter anderem auf die vergleichsweise hohen Abschlüsse in der chemischen Industrie und in der Metallindustrie zurückzuführen.
Im Dienstleistungsbereich stiegen die Verdienste demnach um 2,6 Prozent. Die Spannbreite reichte dabei von 0,9 Prozent im Handel bis 3,1 Prozent in der Öffentlichen Verwaltung.
"Zunächst nur ein Anspruch"
Die Tarifgehälter seien zunächst nur ein Anspruch der Arbeitnehmer, kritisierte der Verteilungsexperte der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Claus Schäfer. In der Realität würden häufig Zulagen abgeschmolzen und die Erhöhungen mit Hilfe von Öffnungsklauseln nach hinten verschoben. Aktuell sei auch wegen der weit verbreiteten Kurzarbeit und dem Abbau von Arbeitszeitkonten bei den Beschäftigten sehr viel weniger angekommen. Ohnehin seien nur rund 60 Prozent der Beschäftigten von Tarifverträgen geschützt. Nicht tarifgebundene Unternehmen orientierten sich zwar teilweise an den Abschlüssen, setzten nominale Erhöhungen aber sicher nicht so schnell und auch nicht in gleichem Umfang um. "Wir haben auch 2009 wieder Verluste beim Realeinkommen", erklärte Schäfer.