Fachkräftemangel Weniger Studienanfänger in MINT-Fächern
Fachleute im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik werden dringend gesucht. Allerdings ist die Zahl der Studienanfänger in diesen Fächern laut Statistischem Bundesamt deutlich gesunken.
Wenn über den Fachkräftemangel diskutiert wird, stehen häufig die sogenannten MINT-Berufsgruppen im Fokus: Die deutsche Wirtschaft sucht händeringend Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist die Zahl der Studienanfänger in diesen Fächern allerdings trotz sehr guter Berufsaussichten deutlich zurückgegangen.
Im Sommersemester 2021 und im Wintersemester 2021/22 wählten rund 307.000 Studierende im ersten Fachsemester eines der genannten MINT-Fächer. Das waren 6,5 Prozent weniger als 2020. Die Zahl der Studierenden in MINT-Fächern sank zudem im Wintersemester 2021/22 erstmals seit 2007. Sie lag mit 1,09 Millionen um 1,0 Prozent niedriger als im vorigen Wintersemester.
"Die Innovationskraft in Deutschland ist gefährdet"
Nach Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen bereits jetzt rund 140.000 Experten in akademischen MINT-Berufen. Besonders groß seien die Engpässe in den IT-Berufen, aber auch bei den Ingenieurberufen der Elektrotechnik, des Maschinenbaus und im Bau-Bereich.
Der Bedarf an Experten aus diesen Bereichen dürfte durch Digitalisierung und Dekarbonisierung noch zunehmen, während zugleich mehr Akademiker in Rente gehen. "Die sinkenden Studierendenzahlen in den MINT-Berufen gefährden damit die Innovationskraft in Deutschland und damit Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltigen Wohlstand", warnte deshalb IW-Experte Axel Plünnecke. "Mehr MINT-Bildung, eine Stärkung der Berufs- und Studienorientierung sind damit dringend nötig."
Weniger Studienanfänger insgesamt
Die Statistik-Behörde nannte mehrere Gründe für die sinkende Zahl der MINT-Erstsemester: Dieser Rückgang hängt den Angaben zufolge damit zusammen, dass die Zahl der Studienanfänger insgesamt seit 2019 rückläufig ist. 2021 lag sie um vier Prozent niedriger als im Vorjahr. Parallel dazu habe sich in Deutschland die Zahl der 17- bis 22-Jährigen verringert.
Zusätzlich sei infolge der Corona-Pandemie die Zahl von Ausländern zurückgegangen, die zum Studium in die Bundesrepublik kamen. Gleichzeitig sinkt jedoch auch der Anteil derjenigen, die sich im 1. Fachsemester für MINT-Fächer entscheiden: 2021 lag er bei 37,7 Prozent. Im Jahr 2015 hatte er noch 40,5 Prozent betragen - das war der bisherige Höchststand.
Frauenanteil in MINT-Studienfächern etwas gestiegen
Frauen entscheiden sich nach wie vor seltener für ein Studium von MINT-Fächern als Männer. Über die Jahre ist der Frauenanteil unter den Studienanfängern im MINT-Bereich jedoch gestiegen: 2001 waren es 30,8 Prozent und 2021 bereits 34,5 Prozent. Dabei gibt es laut Statistikamt große Unterschiede zwischen den verschiedenen Fächern: Der höchste Frauenanteil lag 2021 in Innenarchitektur (88,2 Prozent), der niedrigste in Stahlbau (2,2 Prozent). In Informatik betrug der Frauenanteil unter den Studienanfängern bei 21,8 Prozent.
Insgesamt beginnen mehr Frauen als Männer ein Studium, wie es weiter hieß: So lag der Frauenanteil unter allen Studierenden im ersten Hochschulsemester im Studienjahr 2021 bei 52,4 Prozent. Entgegen dem Trend an den Hochschulen ist die Ausbildung zum Fachinformatiker und zur Fachinformatikerin beliebter geworden: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diesem Beruf sei von 9.800 im Jahr 2011 auf 15.800 in Jahr 2021 gestiegen.