Nach jahrelangen Preisabsprachen Stahlkonzerne müssen Millionenstrafe zahlen
Die EU-Kommission hat eine hohe Kartellstrafe gegen Stahlproduzenten verhängt. Die Unternehmen müssen insgesamt 518 Millionen Euro zahlen, weil sie zwei Jahrzehnte lang ihre Preise in ganz Europa abgesprochen haben sollen. Der deutsche Konzern Saarstahl hatte das Verfahren ins Rollen gebracht.
Wegen unzulässiger Preisabsprachen müssen 17 europäische Stahlunternehmen eine hohe Kartellstrafe zahlen. Die EU-Kommission verhängte gegen die Konzerne Geldbußen von insgesamt 518 Millionen Euro. Die höchste Strafe von 276,5 Millionen Euro trifft den Weltmarktführer Arcelor Mittal. Auf den deutschen Anbieter Pampus kommt eine Geldbuße von 56 Millionen Euro zu. Dagegen griff bei Saarstahl eine Kronzeugenregelung. Weil der Konzern die EU im Jahr 2002 über das Kartell informiert hatte, wurde ihm die gesamte Strafe nun erlassen.
18 Jahre lang Preise abgesprochen
Die EU-Kommission sieht es als erwiesen an, dass die 17 Unternehmen mindestens 18 Jahre lang Preise für Spannstahl abgesprochen und Märkte aufgeteilt haben. "Es ist erstaunlich, wie es so zahlreichen Unternehmen gelingen konnte, über einen so langen Zeitraum hinweg nahezu die gesamte europäische Bauindustrie auf einem so wichtigen Produktmarkt zu schädigen", erklärte Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia in Brüssel. Die Unternehmen seien fast so aufgetreten wie in einer Planwirtschaft.
Als Spannstahl werden Metalldrähte und Litzen aus Bewehrungswalzdraht bezeichnet, die etwa zum Vorspannen von Beton für Bodenplatten, Balkone oder Brücken verwendet werden. Die ersten europaweiten Kartelltreffen fanden nach den Erkenntnissen der EU-Kommission 1984 in Zürich statt, daher der erste Name "Züricher Club". Später nannte sich das Kartell in "Club Europa" um. In der Regel hätten sich die Unternehmen am Rande offizieller Branchenverbands-Veranstaltungen in Hotels überall in Europa getroffen, erklärte die Kommission. Es gebe Beweise für mehr als 550 Kartelltreffen.
An den Preisabsprachen waren unter anderem auch Unternehmen aus Italien, Spanien, Portugal und den Niederlanden beteiligt. Der ebenfalls betroffene österreichische Stahlproduzent Voestalpine wies die Vorwürfe der EU-Kommission zurück und kündigte bereits an, gegen das Bußgeld Rechtsmittel einzulegen. Die deutschen Branchenführer ThyssenKrupp und Salzgitter waren nach eigener Aussage nicht von den Ermittlungen der Wettbewerbshüter betroffen.