Großdemonstration von Gewerkschaftsvertretern in Slowenien Tausende protestieren für gerechte Löhne
Tausende Gewerkschafter sind in der slowenischen Haupstadt Ljubljana für gerechte Löhne in Europa auf die Straße gegangen. Arbeiter und Angestellte aus 29 Ländern beteiligten sich an den Protesten. Die Veranstalter sprachen von 35.000 Demonstranten.
In der slowenischen Hauptstadt Ljubljana haben tausende Europäer für gerechte Löhne protestiert. Die Organisatoren des Europäischen Gewerkschaftsbunds (EGB) sprachen von 35.000 Teilnehmern. Nach Angaben der Polizei nahmen 10.000 Menschen an dem Protestzug teil. Anlass der Veranstaltung war ein zweitägiges Treffen der EU-Finanzminister im nahegelegenen Brdo.
Aufgeteilt nach Landeszugehörigkeit liefen die Demonstranten in Gruppen durch die Hauptstraßen. In allen europäischen Sprachen forderten sie auf Spruchbändern: "Europas Arbeiter brauchen eine Lohnerhöhung." An der Demonstration nahmen Vertreter von 54 Gewerkschaften aus 29 Ländern teil, die meisten kamen aus EU-Staaten.
DGB-Chef Michael Sommer forderte in Ljubljana, die Arbeitnehmer müssten am wirtschaftlichen Aufschwung beteiligt werden. "Wir wollen nicht mehr und nicht weniger als den gerechten Anteil dessen, was wir selbst erarbeiten." An die Adresse der Finanzminister gerichtet, erklärte er: "Stellt endlich klar, in Europa gelten soziale Bedingungen. Sonst stellen wir Europa in Frage!"
"Anteil am europäischen Wohlstand"
"Wir wollen unseren Anteil am europäischen Wohlstand und Wachstum", sagte EGB-Generalsekretär John Monks. Die Löhne und Gehälter würden nicht an die Inflation und die Produktivitätssteigerung angepasst. Scharfe Kritik übte Monks am Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet. Der hatte beim Finanzministertreffen die Gewerkschaften zur Zurückhaltung aufgerufen, weil hohe Lohnabschlüsse der Inflation weiteren Auftrieb geben würden.
Noch vor der Demonstration kam Monks mit dem slowenischen Ministerpräsidenten Janez Jansa zusammen, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne hat. Jansa zeigte sich offen für die Forderungen der Gewerkschaften.
Bundesfinanzminister signalisiert Verständnis
Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück äußerte beim Treffen der EU-Finanzminister in Brdo Verständnis für die Forderungen der Gewerkschaften. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie ihre Organisationen hätten sich in den letzten Jahren sehr verantwortungsbewusst verhalten. Laut Steinbrück ist es naheliegend, das die Arbeitnehmer in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs auch daran teilhaben.
EU-Finanzkommissar warnt vor zu hohen Abschlüssen
EU-Finanzkommissar Joaquin Almunia erklärte, die Gehaltserhöhungen dürften den Produktivitätszuwachs aber nicht übersteigen. Die Finanzminister der Eurozone hatten zuvor bei ihrem zweitägigen Treffen gewarnt, dass höhere Löhne eine gefährliche Inflationsspirale auslösen könnten. Im März erreichte die Inflation in der Eurozone 3,5 Prozent, der höchste Anstieg seit Gründung der Währungszone im Jahr 1999.