Interview mit Handelsexperten dm und Discounter profitieren von Schlecker-Pleite
Die Drogeriekette dm hat im vergangenen Geschäftsjahr ihren Umsatz um mehr als elf Prozent auf fast 6,9 Milliarden Euro steigern können. Vor allem in Deutschland legte dm deutlich zu. Ein Grund: die Schlecker-Pleite. Doch von der profitieren auch andere Unternehmen, wie Experte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gegenüber tagesschau.de erklärt.
tagesschau.de: Herr Roeb, sind Sie überrascht von den guten Zahlen von dm?
Thomas Roeb: Nein, die Zahlen kommen nicht überraschend. dm hat ja schon seit einiger Zeit einen Lauf. Das Unternehmen expandiert praktisch seit 15 Jahren kontinuierlich und sehr stark. Außerdem gab es im Zusammenhang mit dem Niedergang von Schlecker, der sich schon seit Jahren schleichend vollzog, nochmal einen spürbaren Wachstumsschub.
tagesschau.de: Wer profitiert sonst noch von der Schlecker-Pleite?
Roeb: Interessanterweise nicht nur die Drogeriemärke. Die Supermärkte und Lebensmittel-Discounter profitieren mindestens genauso. Denn ein großer Teil des Schlecker-Umsatzes stammte schon lange nicht mehr aus dem klassischen Drogeriemarkt-Bereich, sondern aus Lebensmitteln, Süßigkeiten oder ähnlichem. Ein Teil des Drogeriemarkt-Umsatzes wiederum entstand dadurch, dass die Leute keinen großen Markt in der Nähe hatten und keine Zeit hatten, dorthin zu fahren. Der entsprechende Bedarf besteht immer noch, wird jetzt aber von den Supermärkten und Discountern gedeckt.
tagesschau.de: Was bedeutet das für uns Kunden? Werden die Preise steigen, weil Konkurrenz fehlt?
Roeb: Nein, die schnellsten Boote fahren ja nicht langsamer, nur weil das langsamste Boot aus dem Rennen ausgeschieden ist. Schlecker war vielleicht groß. Aber das hatte auf die Preise der Wettbewerber keinen Einfluss. Das war ja einer der Gründe, warum Schlecker ausgeschieden ist: Weil das Preisniveau zu hoch war. Der wirkliche Preiswettbewerb hat zwischen dm und Rossmann und vielleicht noch den Lebensmittel-Discountern stattgefunden. Und die sind ja im Markt noch gut vertreten.
Das Interview führte Simone von Stosch.