Netz versorgt 27 Millionen Menschen RWE verkauft sein Höchstspannungsnetz
Nach E.ON und Vattenfall gibt nun auch der Energiekonzern RWE weite Teile seines deutschen Höchstspannungsnetzes ab. 74,9 Prozent der Anteile übernehme ein Konsortium von Finanzinvestoren, teilte der Versorger mit. Das Stromnetz ist mit einer Länge von rund 11.000 Kilometern das größte in Deutschland.
Der größte deutsche Stromkonzern RWE gibt die Mehrheitsanteile an seiner Netzgesellschaft Amprion ab. Ein Konsortium aus Finanzinvestoren und Versorgungswerken werde knapp 75 Prozent an der RWE-Tochter übernehmen, teilte der Konzern in Essen mit. Der Verkaufspreis errechne sich auf Basis eines Unternehmenswertes von 1,3 Milliarden Euro. Da RWE an dem Käufer-Konsortium beteiligt ist, hält das Unternehmen neben dem Minderheitsanteil von 25,1 Prozent weiter einen indirekten Anteil von 10,8 Prozent. Dieser Anteil solle aber noch kurzfristig verkauft werden.
Zuvor hatten sich E.ON und Vattenfall bereits vollständig von ihren Höchstspannungsnetzen getrennt. Mit 11.000 Kilometer Länge ist das Netz von Amprion das größte in Deutschland. Es reicht von Niedersachsen bis zur Schweizer und österreichischen Grenze und verbindet die Kraftwerke mit den Verbrauchsschwerpunkten Süddeutschlands. Dabei wird ein Gebiet von über 73.000 Quadratkilometern mit mehr als 27 Millionen Menschen versorgt. Die Transaktion muss noch von den zuständigen Gremien und dem Kartellamt genehmigt werden.
Milliardeninvestitionen ins Stromnetz nötig
Das deutsche Stromnetz gilt als teilweise veraltet und den Erfordernissen der Energiewende nicht gewachsen. Daher sind in den kommenden Jahren hohe Investitionen nötig - Schätzungen gehen von einem zweistelligen Milliardenbetrag aus. RWE geht davon aus, dass selbst die nun angestrebte Minderheitsbeteiligung noch Investitionen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren erfordert.
Die Verbindung der Fernnetze mit der Produktion von Strom der großen Versorger stößt zudem bei Verbraucherschützern, Politikern und der EU seit Jahren auf Kritik. Den Konzernen wird vorgeworfen, ihre Netz-Monopole zu nutzen, um die Durchleitung von Strom von Konkurrenten zu erschweren und so mehr Wettbewerb zu verhindern. Vor allem die EU-Kommission hatte auf eine Aufspaltung der Energiekonzerne bestanden - zunächst gegen den Widerstand der Bundesregierung.