Rückversand nach Weihnachten Die Folgen der Retouren-Flut
Nach Weihnachten gehe in der Regel viele Päckchen in den Rückversand. Dabei sind Retouren alles andere als nachhaltig. Experten sehen auch die Konsumenten in der Verantwortung, die Zahl zu begrenzen.
Zu Jahresbeginn schicken viele Verbraucherinnen und Verbraucher traditionell zahlreiche Pakete zurück. Denn Weihnachtsgeschenke, die nicht gefallen oder gepasst haben, werden umgetauscht.
Aber auch im Rest des Jahres spielen Retouren eine Rolle. 2022 ging fast jedes vierte verschickte Paket wieder zurück, wie eine Schätzung der Forschungsgruppe Retourenmanagement der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg zeigt. Damit hat Deutschland im europäischen Vergleich den größten Anteil an Retouren. Was sind die Gründe?
Gründe für Retourenwelle vielfältig
"Anders als im Geschäft bekommen Kunden bei Onlinekäufen keinen realen Eindruck von den Produkten. Erst beim Auspacken stellen sie fest, wie Größen ausfallen oder die Farben im Tageslicht aussehen", sagt Konstantinos Vasiadis, Geschäftsführer der Elvinci.de GmbH, gegenüber der ARD-Finanzredaktion. Auch die Rückgabekonditionen der Händler sowie die Warensorte würden eine Rolle spielen. Besonders häufig werde dabei Bekleidung zurückgeschickt.
Grundsätzlich variiert die Retourenquote laut Vasiadis zwischen zwei und 15 Prozent. Je konkreter die Beschreibung der Ware, desto geringer falle sie aus. "Onlinehändler haben die Möglichkeit, die Menge an Retouren zu minimieren. Dazu muss die Ware online sehr genau und detailliert beschrieben werden", erklärt Vasiadis.
Retouren alles andere als nachhaltig
Auch Björn Asdecker, Leiter der Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Universität Bamberg, sieht für Unternehmen eine Möglichkeit, die Anzahl an Rücksendungen zu senken: "Das einzige Instrument, das etwas nachhaltig an den hohen Retourenquoten ändern kann, ist eine Bepreisung der Retoure - also entweder eine verpflichtende Retourengebühr oder eine Retourensteuer."
Allerdings seien die Möglichkeiten vieler Händler begrenzt, da die drei großen Onlinehändler Amazon, Otto und Zalando den Markt dominieren und damit die Erwartungshaltung definieren, so Asdecker. Umso wichtiger sei es deshalb, an den Verstand der Kunden zu appellieren, ergänzt Vasiadis: "Es muss darauf hingewiesen werden, dass Retouren ein Problem verursachen. Das nachhaltige Gewissen der Konsumenten muss unbedingt geweckt werden."
Viele Rücksendungen landen im Müll
Denn tatsächlich sind Retouren alles andere als nachhaltig. Ein Großteil der zurückgeschickten Ware landet im Müll oder wird an Drittstaaten weiterverkauft. "Viele der Retouren sind nicht mehr zu retten. Ein Teil der Ware muss zerstört werden, weil es sich für Unternehmen finanziell nicht lohnt, diese wieder aufzubereiten", so Vasiadis. Das gelte vor allem bei günstigen Produkten, die im Verkauf lediglich ein oder zwei Euro kosten. "Wenn ein Mitarbeiter dafür 30 Minuten braucht, um das Produkt zu reinigen und zu testen, lohnt sich das wirtschaftlich für die Unternehmen überhaupt nicht."
Auch bei retournierten Textilien wird ein Großteil vernichtet. Vasiadis sieht da vor allem die Konsumenten in der Verantwortung: "Die Kunden kaufen oftmals Kleidung in verschiedenen Größen oder Farben und entscheiden sich erst anschließend für ein Modell." Oft kämen Textilien zudem verschmutzt zurück, weil sie bereits getestet und mehrere Tage getragen wurden." Asdecker sieht die Kunden ebenfalls in der Pflicht, sich mehr über die Konsequenzen von Retouren zu informieren und bewusster zu bestellen.
Welchen Mehrwert ein bewusster Umgang mit Bestellungen haben kann, hat die Corona-Pandemie gezeigt. Zwar nahm in der Zeit der Lockdowns die Zahl an Online-Bestellungen zu, die Anzahl an Retouren ging jedoch zurück. Vasiadis führt das darauf zurück, dass die Kunden mehr Zeit hatten, gründlicher zu recherchieren und den Kauf besser zu überdenken. Experte Asdecker bringt es auf den Punkt: "Nicht jede Bestellung ist eine gute Bestellung."