Die Kehrtwenden in der Atompolitik Wie lange bleibt welches AKW noch am Netz?
2001 hatte Rot-Grün den Atomausstieg beschlossen. Seitdem gab es zwei radikale Wenden in der Atompolitik - vollzogen von Schwarz-Gelb: 2010 wurden die Laufzeiten massiv verlängert. 2011 kam Fukushima - nun soll der Ausstieg schnell gehen. tagesschau.de gibt einen Überblick, wie sich die Laufzeiten der einzelnen AKW jeweils verändert haben.
Der Atomausstieg von Rot-Grün
Im Rahmen des von Rot-Grün mit der Atomwirtschaft ausgehandelten Atomausstiegs waren 2001 für alle Meiler Reststrommengen festgelegt worden. Prinzipiell galt dabei: Sobald das einzelne Kraftwerk die zugeteilte Strommenge erzeugt hat, darf es nicht mehr weiter betrieben werden. Aus der regulären Leistung der Kraftwerke wurde die jeweilige Restlaufzeit errechnet, die in der Tabelle vermerkt ist. Für den genauen Termin war aber von Bedeutung, wieviel Strom ein Kraftwerk tatsächlich im Jahr produziert und ins Netz einspeist. Der Stillstand eines Kraftwerks - etwa nach einer Panne - hätte die Laufzeit verlängert. Zudem bestand die Möglichkeit, Reststrommengen eines Kraftwerks auf ein anderes zu übertragen.
Die Verlängerung durch Schwarz-Gelb
Mit der schwarz-gelben Novelle des Atomgesetzes vom Herbst 2010 wurden die Reststrommengen erhöht. Die Atomkraftwerke durften demnach zwischen acht (für die sieben älteren Reaktoren) und 14 Jahren länger am Netz bleiben.
Die Kehrtwende nach Fukushima
Als Reaktion auf den Super-GAU von Fukushima beschloss die schwarz-gelbe Bundesregierung im März 2011, die Verlängerung der Laufzeiten für drei Monate auszusetzen. Für den Zeitraum dieses Moratoriums sollten die sieben ältesten Reaktoren und der ohnehin abgeschaltete Pannen-Reaktor Krümmel vom Netz gehen bzw. bleiben. Rund zwei Monate später einigte sich die Koalition dann auf ein Datum für den endgültigen Ausstieg aus der Atomkraft. Der Großteil der AKW soll demnach bis 2021 vom Netz gehen, die drei neuesten Meiler sollen bis 2022 laufen dürfen. Die acht im März vom Netz genommenen Reaktoren sollen vom Netz bleiben.
Atomkraftwerk | Nennleistung in Megawatt* | Abschaltung laut Rot-Grün** | Verlängerte Laufzeit durch Schwarz-Gelb | Neue Pläne nach Fukushima-GAU*** |
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BADEN-WÜRTTEMBERG | ||||
Neckarwestheim I | 840 | 2011 | bis 2019 | bereits vom Netz |
Neckarwestheim II | 1395 | 2022 | bis 2036 | bis 2022 |
Philippsburg I | 926 | 2012 | bis 2020 | bereits vom Netz |
Philippsburg II | 1458 | 2018 | bis 2032 | bis 2021 |
BAYERN | ||||
Isar I, Essenbach | 912 | 2011 | bis 2019 | bereits vom Netz |
Isar II | 1475 | 2020 | bis 2034 | bis 2022 |
Grafenrheinfeld | 1345 | 2014 | bis 2028 | bis 2021 |
Gundremmingen B | 1344 | 2015 | bis 2030 | bis 2021 |
Gundremmingen C | 1344 | 2016 | bis 2030 | bis 2021 |
HESSEN | ||||
Biblis A | 1225 | 2011 | bis 2020 | bereits vom Netz |
Biblis B | 1300 | 2012 | bis 2020 | bereits vom Netz |
NIEDERSACHSEN | ||||
Unterweser, Esensham | 1410 | 2012 | bis 2020 | bereits vom Netz |
Grohnde | 1430 | 2018 | bis 2032 | bis 2021 |
Emsland, Lingen | 1400 | 2020 | bis 2034 | bis 2022 |
SCHLESWIG-HOLSTEIN | ||||
Brunsbüttel | 806 | 2012 | bis 2020 | bereits vom Netz |
Krümmel, Geesthacht | 1402 | 2019 | bis 2033 | bereits vom Netz |
Brokdorf | 1440 | 2019 | bis 2033 | bis 2021 |
*Quelle: Deutsches Atomforum
** Quelle: Bundesumweltministerium; aktualisiert März 2011
*** Quelle: Bundeswirtschaftsministerium und Bundesumweltministerium