Reallöhne stagnieren im letzten Quartal 2011 Inflation frisst Lohnerhöhungen auf
Gestiegene Verbraucherpreise haben Ende 2011 die Lohnerhöhungen der deutschen Arbeitnehmer geschluckt. Erstmals seit zwei Jahren sind deshalb die Reallöhne im Schlussquartal nicht gewachsen. Über das ganze Jahr gerechnet blieb den Deutschen aber mehr Geld in der Lohntüte.
Im Schlussquartal des vergangenen Jahres haben Arbeitnehmer keine Reallohnverbesserungen erfahren: Gestiegene Verbraucherpreise kompensierten die Lohnerhöhungen, wie das Statistische Bundesamt auf Grundlage endgültiger Zahlen berichtete.
Mit ihrer Aufholjagd zog die Industrie im vergangenen Jahr die Reallöhne in Deutschland insgesamt jedoch nach oben: Nominal stiegen die Entgelte der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer 2011 um 3,4 Prozent. Bei einer Inflationsrate von 2,3 Prozent ergab sich daraus ein durchschnittliches Reallohnplus von 1,1 Prozent. Das waren 0,1 Punkte mehr als vorläufig im Februar berichtet. Grund für den Lohnanstieg waren Sonderzahlungen sowie eine höhere Anzahl bezahlter Stunden durch weniger Kurzarbeit.
Banken und Versicherungen zahlen am besten
Im Durchschnitt verdiente jeder vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer im vergangenen Jahr 43.929 Euro brutto. Zwei Drittel der Beschäftigten lagen dem Amt zufolge jedoch darunter. Die höchsten Bruttojahreslöhne zahlten mit 62.823 Euro Banken und Versicherungen, die niedrigsten gab es mit 24.544 Euro im Gastgewerbe. In der Automobilindustrie erhielt ein Vollzeitbeschäftigter 2011 sogar rund 8,3 Prozent mehr Bruttogehalt als ein Jahr zuvor, so die Statistik. Darin waren aber auch gestiegene Sonderzahlungen und Entgelte für Mehrarbeit enthalten.
Im Vergleichsjahr 2010 hatte es zunächst auch noch reichlich Kurzarbeit gegeben. Im Maschinenbau gingen die Entgelte um 6,1 Prozent nach oben, in der Chemie und bei Metall um 5,2 Prozent. Reallohnverluste mussten hingegen unter anderem Beschäftigte der öffentlichen Verwaltung sowie Lehrer und Erzieher hinnehmen. Mit ihren Entgeltzuwächsen von 2,0 beziehungsweise 0,6 Prozent konnten sie die Teuerung nicht ausgleichen.
Studie: Leiharbeiter bekommen deutlich weniger
Laut einer Untersuchung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erhalten Zeitarbeiter auch bei gleicher Qualifikation deutlich weniger als die Mitglieder der Stammbelegschaften, Demnach verdient eine Leihkraft mit Berufsausbildung in Westdeutschland 47 Prozent und im Osten 36 Prozent weniger als ein Stammarbeiter mit gleichem Bildungsniveau.
Als Grund nennen die Autoren neben den generell niedrigeren Zeitarbeitslöhnen vor allem individuelle Merkmale wie längere Phasen von Arbeitslosigkeit, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".