4000 Quelle-Mitarbeiter müssen sich arbeitslos melden Die "größte Entlassungswelle" hat begonnen
Die Bundesagentur für Arbeit ist mit 100 Mitarbeitern bei Quelle im Einsatz. 4000 Beschäftigte müssen sich in dieser Woche dort arbeitslos melden. Ernste Probleme gibt es offenbar auch bei den Quelle-Auslandstöchtern, für die Arcandor-Tochter Karstadt sieht der Insolvenzverwalter Hoffnung.
Bei der Bundesagentur für Arbeit hat der Massenansturm von Quelle-Beschäftigten begonnen. Bis Ende der Woche müssten rund 4000 Beschäftigte des insolventen Versandhauses registriert und beraten werden. "Das ist die größte Entlassungswelle innerhalb einer Woche in der Geschichte der Bundesagentur für Arbeit", sagte der Chef der bayerischen Regionaldirektion, Rainer Bomba.
Die Behörde hat in den Räumen des Quelle-Versandzentrums in Nürnberg eine eigene Arbeitsagentur eingerichtet. Dort zog sie mehr als 100 Mitarbeiter aus ganz Bayern zusammen. Sie sollen die Arbeitslosmeldungen entgegennehmen und erste Beratungsgespräche führen. Es sei wichtig, beruhigend auf die Menschen einzuwirken, sagte Bomba. Auch das Rote Kreuz und mehrere Psychologen seien im Einsatz, um den geschockten Quelle-Mitarbeitern helfen zu können. "Den Menschen ist der Boden unter den Füßen weggezogen worden", sagte Bomba. Besonders für die gering qualifizierten älteren Beschäftigten werde es schwierig, einen neuen Job zu finden.
4000 Quelle-Beschäftigte müssen sich in dieser Woche arbeitslos melden.
Probleme bei Auslandstöchtern?
Auch den osteuropäischen Tochtergesellschaften der insolventen Versandgruppe droht einem Zeitungsbericht zufolge möglicherweise der Kollaps. Wie die Zeitung "Die Welt" berichtet, sind die Gesellschaften nur noch eingeschränkt lieferfähig. Die Lager seien nicht mehr ausreichend mit Waren gefüllt. Folglich komme immer weniger Geld in die Kassen. Es drohten zahlreiche Folgeinsolvenzen, wenn die Quelle-Auslandstöchter nicht bis spätestens Mitte November einen Investoren finden würden, der neue Ware bestellen und auch bezahlen könne, zitierte die Zeitung einen "Insider".
Die Quelle-Auslandstöchter haben offenbar mit Problemen beim Warenbestand zu kämpfen
Der Sprecher von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, Thomas Schulz, bestätigte der Zeitung, dass die Lieferfähigkeit eingeschränkt sei, wollte aber keine Zahlen nennen. "Wir haben die Quote senken müssen, aber nur in einem Ausmaß, das im Versandhandel noch als vertretbar gilt", zitierte die Zeitung den Sprecher.
Görg will nach dem Aus für Quelle die lukrativen Teile des insolventen Versandhauses möglichst schnell verkaufen. "Eine lange Hängepartie können wir uns nicht leisten", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Sein Sprecher sagte, noch in dieser Woche sollten Gespräche mit rund einem Dutzend Interessenten beginnen. Es gebe Angebote "für so ziemlich jeden Teilbereich und jede denkbare Konstellation". Als lukrativ gelten vor allem das Quelle- Auslandsgeschäft, der Einkaufs-TV-Sender HSE24 und der Technische Kundendienst Profectis.
Schnäppchenjagd bei Quelle...
Görg sagte der FAZ, es brächten sich nun Interessenten aus dem In- und Ausland ins Spiel, "die teilweise auch auf Schnäppchen hoffen". Er spreche "mit ernsthaft interessierten Bietern, die ihr Konzept auch finanzieren können." Mehrere Investoren interessierten sich für die Quelle-Auslandsgesellschaften in Osteuropa, Österreich und der Schweiz. Drei potenzielle Bieter hätten schon Zugang zu den Daten. Er wolle versuchen, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Insgesamt seien von der Arcandor-Pleite rund 75.000 Gläubiger betroffen.
...Hoffnung bei Karstadt
Besser als bei Quelle schätzt Görg die Aussichten für Karstadt ein. "Das Geschäft ist positiv und liegt über Plan." Für Karstadt gebe es Interessenten aus dem In- und Ausland. Erst müssten aber die Eckpunkte des Sanierungskonzepts stehen. Er hoffe, noch vor Weihnachten Klarheit über das Insolvenzplanverfahren zu haben. Dann könne auch der förmliche Verkaufsprozess beginnen.