Rettung für Quelle-Eigenmarke? Insolvenzverwalter sieht gute Chancen für Privileg

Stand: 22.10.2009 15:10 Uhr

Nach dem Aus für den ehemals größten Versandhändler in Europa, Quelle, gibt es offenbar noch Hoffnung für dessen Eigenmarke Privileg. Insolvenzverwalter Görg sieht gute Chancen, doch noch einen Investor für die "renommierte und angesehene Marke" zu finden.

Trotz der Abwicklung des Versandhändlers Quelle sieht Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg gute Chancen für einen Fortbestand der Eigenmarke Privileg. Es handele sich um eine renommierte und angesehene Marke, die sicherlich für einige Investoren attraktiv sein dürfte, sagte Görgs Sprecher Thomas Schulz tagesschau.de. "Ich glaube nicht, dass diese Marke vom Markt verschwindet", fügte Schulz hinzu.

Insgesamt 32 Interessenten hätten sich in den vergangenen Monaten gemeldet, nach dem Aus seien weitere hinzugekommen. "Darunter sind meines Wissens auch Privileg-Interessenten", sagte Schulz weiter. Jetzt bestehe die Kunst darin, ernsthafte von weniger ernsthaften Angeboten zu trennen. Allerdings hätten in dem Insolvenzverfahren andere Bereiche des Quelle-Konzerns derzeit Priorität, in denen es noch um die Rettung von Arbeitsplätzen ginge, sagte Schulz. Dazu gehörten das Quelle-Auslandsgeschäft, der Technische Kundendienst und die Callcenter.

Elektrogeräte von Privileg stehen noch in Millionen deutschen Haushalten. Vom Fortbestand der Marke hängt auch ab, ob Garantie-Ansprüche von Kunden noch geltend gemacht werden können.

Electrolux ist Privileg

Wichtigster Hersteller der Privileg-Geräte ist derzeit der schwedische Konzern Electrolux, der mit Quelle einen wichtigen Großkunden verliert. "Natürlich spüren wie den Verlust von Quelle, aber das Geschäft von Electrolux hängt nicht von einem einzigen Handelspartner ab", sagte Unternehmenssprecherin Elisabeth Lokai-Fels der "WAZ". Gegenüber der "Berliner Zeitung" ergänzte die Sprecherin: "Der Markt ist stark in Bewegung, wenn man einen großen Partner verliert, findet man anderswo wieder einen anderen." Der schwedische Konzern beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter in Deutschland. 1300 davon arbeiten im Werk Rothenburg ob der Tauber.

Quelle

Geht mit Quelle auch Privileg unter?

18 Millionen Artikel auf 25.000 Paletten

Derweil laufen bei Quelle die Vorbereitungen für den angekündigten Ausverkauf. 18 Millionen Artikel auf 25.000 Paletten warten in den Lagerhallen. In den Quelle-Shops und dem Kaufhaus des Versandunternehmens in Nürnberg gibt es bereits viele Sonderangebote.

Post schließt Standorte

Das Ende von Quelle wird auch bei der Deutschen Post DHL zu Stellenverlusten führen. Es sei geplant, drei zuständige DHL-Logistik-Standorte mit rund 400 Mitarbeitern zu schließen, sagte DHL-Sprecher Claus Korfmacher der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Dies sei den Mitarbeitern auch bereits mitgeteilt worden. Es handele sich um Standorte in Bochum, Lehrte und Nürnberg.

Rund 3000 DHL-Beschäftigte arbeiteten bisher in der Logistik direkt für Arcandor und Quelle. Inwieweit auch noch rund 1000 Post-Mitarbeiter aus dem Brief- und Paketbereich betroffen sein werden, die auch Aufträge für Arcandor und Quelle erledigen, sei derzeit noch nicht absehbar, sagte Korfmacher. DHL ist größter Logistikpartner von Arcandor und wickelte einen Großteil der Lagerhaltung und des Warentransports für Karstadt und Quelle ab.