Finanzierung trotz Staatskredits unsicher Druck des Quelle-Katalogs gestoppt
Ein Staatskredit über 50 Millionen Euro soll das Versandhaus Quelle vorerst retten und den aktuellen Katalog finanzieren. Doch die beauftragten Druckereien stoppten nun die Produktion und liefern nicht aus. Der Grund: Es gibt keine Garantie, dass Quelle den Katalog bezahlt.
Trotz eines Staatskredits über 50 Millionen Euro wartet das insolvente Versandhaus Quelle vergeblich auf den dringend benötigten Katalog. Die Druckereien stellten die Produktion und Auslieferung des Katalogs wegen der ungeklärten Bezahlung vorerst ein. Damit steht die Zukunft von Quelle wieder auf der Kippe.
Die Schlott-Gruppe, die nach eigenen Angaben etwa ein Drittel der Gesamtauflage des Katalogs druckt, begründete den Produktionsstopp damit, dass Quelle seine Rechnungen noch nicht beglichen habe. Bislang sei nicht gewährleistet, dass der Katalog auch bezahlt werde, sagte Schlott-Sprecher Marco Walz. "Wir haben noch keine Zusage", erklärte er.
Keine weitere Auslieferung
Auch die Druckerei Prinovis, die die restlichen zwei Drittel der Gesamtauflage produziert, setzte nach Angaben eines Unternehmenssprecher die Herstellung und Auslieferung des Quelle-Katalogs aus. Hintergrund sei ein Eigentumsvorbehalt, den Schlott und eine weitere Druckerei hinsichtlich vorproduzierter Bögen gemacht hätten, sagte der Sprecher. Deshalb sei Prinovis verpflichtet gewesen, sämtliche Arbeiten zu stoppen.
Noch am Mittwoch hatte Prinovis, ein Gemeinschaftsunternehmen der Medienkonzerne Bertelsmann und Axel Springer, erklärt, eine rechtsverbindliche Zusage zur Übernahme der Produktionskosten erhalten zu haben. Daher sollte in den kommenden Tagen alles daran gesetzt werden, den Katalog schnellstmöglich zu fertigen und zur Auslieferung bereitzustellen. Den Angaben zufolge war bereits seit dem 19. Juni gedruckt worden.
Maschinen laufen erst nach Bezahlung wieder an
Auch Schlott-Sprecher Walz verwies darauf, dass ein Teil der bestellten Auflage des Quelle-Katalogs bereits versandfertig sei. "Wir haben vorproduziert, wegen der Zahlungsschwierigkeiten aber noch keinen einzigen Katalog an den Kunden ausgeliefert", sagte er. Die Maschinen stünden derzeit still und würden erst wieder angefahren, wenn die Bezahlung gesichert sei.
Bund und Länder hatten sich am Montagabend zwar auf die Vergabe eines Massekredits an Quelle geeinigt. Der Bund übernimmt 25 Millionen Euro, Bayern 21 Millionen Euro, weitere vier Millionen Euro trägt Sachsen. Das Darlehen läuft gemäß der Vereinbarung bis Jahresende. Es sei aber bisher nicht klar, wofür der Insolvenzverwalter das Geld einsetzen werde, sagte Walz.
Verträge über Staatskredit noch in Arbeit
Ein Sprecher von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sagte, die Ausarbeitung der Kreditverträge laufe noch. Den Staatskredit hatte die Valovis Bank, die die Forderungen von Quelle an ihre Kunden zwischenfinanziert, als zusätzliche Sicherheit verlangt. Die Bank hatte die Zahlungen nach dem Insolvenzantrag von Quelle und des Mutterkonzerns Arcandor eingestellt. Erst wenn das Geld von Valovis wieder fließt, kann Quelle die Rechnungen an Drucker und Lieferanten zahlen.
Quelle-Sprecher Manfred Gawlas bestätigte, dass das Unternehmen trotz des bewilligten Kredits noch nicht über Liquidität verfüge. Man hoffe, dass die Zahlungsfähigkeit Mitte nächster Woche wieder hergestellt sei. "Sobald wir Zugriff auf die Konten haben, werden wir in unserem eigenen Interesse die drängendsten Rechnungen bezahlen."
Der Quelle-Mutterkonzern Arcandor rechnet innerhalb der nächsten Tage mit einer Wiederaufnahme der Zahlungen. Vor der Anweisung des Geldes an Quelle gehe es noch darum, Details in dem Vertrag mit der Essener Valovis-Bank zu klären. Die Sorge der Druckereien, dass die Arbeiten beim Druck des Quelle-Katalogs nicht bezahlt würden, bezeichnete der Sprecher als "verständlich", aber unbegründet.