Energie und Nahrungsmittel deutlich billiger Preise im Juli erstmals seit 1987 rückläufig
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Juli so stark gesunken wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Die Preise lagen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,5 Prozent niedriger, das ist der stärkste Preisrückgang seit dem Februar 1987. Insbesondere Benzin, Diesel und Heizöl sowie Lebensmittel wurden billiger.
Das Leben in Deutschland ist erstmals seit 1987 im Vergleich zum Vorjahresmonat billiger geworden. Im Juli fielen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. In einer ersten Schätzung war zunächst sogar ein Minus von 0,6 Prozent ermittelt worden. Im Juni waren die Lebenshaltungskosten noch um 0,1 Prozent gestiegen.
Verantwortlich für den Preisrutsch sind sinkende Kosten für Heizöl, Benzin und Lebensmittel. Die Verbraucher mussten für leichtes Heizöl 44,7 Prozent und für Kraftstoffe 20,0 Prozent weniger bezahlen als im Juli 2008. Grund dafür ist der Verfall der Weltmarktpreise für Rohöl. Für ein Fass wurde vor einem Jahr der Rekordwert von knapp 150 Dollar verlangt. Derzeit sind es weniger als die Hälfte, weil die Nachfrage wegen der weltweiten Rezession gesunken ist. Lebensmittel waren um 2,4 Prozent günstiger zu haben, wobei das Minus bei Milchprodukten mit knapp zehn Prozent besonders groß ausfiel.
Andere Preise stiegen an
Energie und Nahrungsmittel ausgeklammert, stiegen die Verbraucherpreise im Juli um 1,4 Prozent. Fachleute sprechen deshalb nicht von einer Deflation. Sie ist durch einen länger anhaltenden Preisrückgang auf breiter Front gekennzeichnet. Experten rechnen aber wegen der schwachen Konjunktur bis weit in das nächste Jahr hinein mit weitgehend stabilen Preisen. Wegen der Rezession und der steigenden Arbeitslosigkeit fällt es den Unternehmen schwer, höhere Preise durchzusetzen.
Deflation bedeutet, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft fallen. Das Geld gewinnt an Wert, weil die Menschen mehr dafür kaufen können. Deflation ist damit das Gegenteil von Inflation und in der Regel das Ergebnis einer sinkenden Nachfrage. Vor allem in Phasen eines wirtschaftlichen Abschwungs geben Konsumenten weniger Geld aus. Auch Unternehmen halten sich zurück und investieren kaum noch. Dadurch sinken Umsätze und Gewinne von Firmen. Um mehr zu verkaufen, reduzieren sie die Preise. Die Deflation beschleunigt sich oft noch dadurch, dass Kunden einen weiteren Preisverfall erwarten. Sie verschieben dann Einkäufe und verstärken den Rückgang der Nachfrage.
Weitere Preissenkungen erwartet
Bis Herbst sagen Experten weitere Preisrückgänge voraus. Dafür spricht auch die Entwicklung im Großhandel. Dort fielen die Preise im Juli mit 10,6 Prozent so stark wie noch nie seit Beginn der Statistik 1968. Die Entwicklung im Großhandel gilt als Indikator für die künftige Inflationsentwicklung, weil Einzelhandel und andere Abnehmer die Preissenkungen zeitverzögert an die Verbraucher weiterreichen.