Neuer VW-Chef Müller im Porträt Salopp in der Form, hart in der Sache
Bei Porsche hat er sich als lässiger, aber in der Sache harter Manager erwiesen: Nun muss Matthias Müller das angekratzte Image eines Weltkonzerns aufpolieren, verunsicherte Mitarbeiter von seinem Kurs überzeugen.
Für diesen Sprung braucht man etwas Anlauf. Zwölf Marken statt bisher sechs Baureihen. 600.000 Mitarbeiter bei VW statt der bisher fast familiären 20.000 bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen. Noch im März dieses Jahres war für Matthias Müller die Nachfolge von Martin Winterkorn kein Thema: "Ich habe noch nie darüber nachgedacht - aber warum sollte ich mich solch einer Aufgabe verschließen? Die Frage stellt sich für mich aber nicht."
Doch die Zeiten ändern sich. Winterkorn ist weg. Der größte Autobauer der Welt braucht einen neuen Chef. Anlauf hatte Müller genug. Er bezeichnet sich selbst als Konzerngewächs, ist seit 40 Jahren dabei. Lehre bei Audi, Leiter der Produktstrategie unter Winterkorn, Vorstandsvorsitzender bei Porsche.
Und so verkündete er im März: "Ich bin für nichts zu alt, ich fühle mich pudelwohl." Typisch Müller. Direkt, frei heraus. Vielleicht etwas schnoddriger als andere Konzernlenker. Manchmal im Pulli, gerne ohne Krawatte und immer mit bayerischem Zungenschlag.
62 Jahre, schlank, verschmitzter Blick
Seine 62 Jahre sieht man ihm nicht wirklich an. Er ist schlank, hat kurzes weißes Haar, die Augen blicken verschmitzt. Zum Beispiel, wenn er auf die neuen gewöhnungsbedürftigen Stelen vor seiner Firmenzentrale in Zuffenhausen angesprochen wird. Er habe nachgeschlagen, wie man Kunst definiere. Das da draußen falle auch darunter.
"Müller ist ein guter Mann"
Chef von Volkswagen, das wäre eine andere Nummer als die Sportwagen-Klitsche Porsche. Das weiß auch Müller. Führungsstil habe schon etwas mit Größe zu tun, und was in Stuttgart funktioniere, müsse nicht unbedingt in Wolfsburg funktionieren, sagt er selbstkritisch. Seine Mitarbeiter trauen es ihm zu: "Matthias Müller ist ein guter Mann, VW ist eine gute Firma. Er hat uns ganz nach oben gebracht, er wird auch VW ganz nach oben bringen", sagt ein Porsche-Mann.
Abgasskandal hinter sich bringen
Salopp in der Form, aber hart in der Sache. So erwarten viele, dass Müller bei Volkswagen aufräumt. Den Abgasskandal hinter sich bringen, das Image aufbügeln und das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen - das werden die wichtigsten Aufgaben sein. Und dann eine neue Führung etablieren. Denn nach Piëch und Winterkorn ist das Management so stark auf den Vorstandschef zugeschnitten, wie sonst kaum in einem Großkonzern.
Bei vielen Fachthemen wird sich Müller nicht umgewöhnen müssen, wenn er neuer VW-Chef wird. Denn - Größe hin oder her - viele Antworten aus seinen Interviews gelten für Porsche genauso wie für Volkswagen. Da sind sich die beiden Firmen dann doch sehr nahe. "Sparsamkeit und Ökologie sind für uns ein wichtiges Thema. Wir haben da einiges zu bieten, auch wenn das manchmal in der Öffentlichkeit bei Porsche nicht so wahrgenommen wird. Da werden wir schon die richtige Antwort finden", sagt Müller.