Kein klares Dementi auf Betriebsversammlung Opel-Chef wertet Verkaufsgerüchte als Spekulation
Der US-Konzern GM erwägt angeblich, sich von seiner deutschen Tochter Opel zu trennen. Auf einer Betriebsversammlung bezeichnete Opel-Chef Stracke diese Berichte als Spekulation. Doch die Belegschaft ewartet ein klares Dementi - vor allem von GM. Kanzlerin Merkel verlangte ebenfalls schnelle Klarheit.
Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke hat die Berichte über einen Verkauf des Autoherstellers erneut als "Spekulation" bezeichnet. Mit seiner Rede auf einer Betriebsversammlung in Rüsselsheim gelang es ihm aber offenbar nur teilweise, die Belegschaft zu beruhigen. "Er hätte uns stattdessen einfach sagen müssen, dass Opel nicht verkauft wird", sagte ein Arbeitnehmervertreter. Wie bereits bei den gestrigen Stellungnahmen vermissten die Mitarbeiter auch bei Strackes Rede ein klares Dementi der möglichen Verkaufspläne.
Teilnehmer des Treffens berichteten zudem, dass Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz erfolglos versucht habe, aus Zentrale des Mutterkonzerns General Motors in Detroit und von GM-Europachef Nick Reilly Informationen zu den aktuellen Entwicklungen zu erhalten. Der Betriebsrat habe in einem Rundschreiben am Morgen erklärt, den Verkaufsgerüchten sei kein Glauben zu schenken, berichteten Opel-Mitarbeiter.
Berichte über Verkaufspläne
Gestern hatten das Magazin "Spiegel" und die Zeitschrift "Auto-Bild" berichtet, dass General Motors einen Verkauf der deutschen Tochterfirma erwäge. Der Konzernzentrale gehe die Sanierung des Europageschäfts unter Opel-Führung nicht schnell genug. Im Jahr 2009 hatte General Motors im Zuge der eigenen Finanzprobleme Opel schon fast an den Zulieferer Magna verkauft, bevor sich die Konzernführung überraschend entschied, den Autohersteller doch selbst zu sanieren.
Marktanteile dank neuer Modelle
Die monatelange Unsicherheit hatte dazu beigetragen, dass sich Käufer mit der Entscheidung für einen Opel zurückhielten. Inzwischen gewinnt das Unternehmen dank neuer Modelle wieder Marktanteile. Eine abermalige Unsicherheit will das Management daher möglichst verhindern. Deshalb hatte sich Stracke bereits in einem Brief an die Mitarbeiter gewandt und die Berichte über angebliche Verkaufsabsichten als reine Spekulation zurückgewiesen. Diese Stellungnahme sei mit Detroit auch so abgestimmt. Dennoch wollte sich die Konzernzentrale nicht äußern.
Bundesregierung hat keinen Kontakt zu GM
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte GM auf, Klarheit über die Zukunft seiner deutschen Tochterfirma zu schaffen. Gerüchte über einen möglichen Verkauf, die die Opel-Beschäftigten verunsicherten, sollten bald aus der Welt kommen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Merkel habe großes Verständnis für die Lage der Belegschaft, die sehr gute Arbeit leiste und bei der Sanierung vorankomme. Offiziell gibt es nach Angaben von Seibert keine Kontakte zu GM. Der Opel-Betriebsrat habe die Kanzlerin aber in einem Brief über die Verkaufsspekulationen unterrichtet. Auch das Wirtschaftsministerium ist mit Opel in Verbindung.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht nannte die Spekulationen über einen Opel-Verkauf "absurd". In Gesprächen mit der GM-Führung sei ihr versichert worden, dass es den Ergebnissen eines Treffens Ende Mai in Detroit nichts hinzuzufügen gebe, sagte Lieberknecht. Damals habe sie mit GM-Chef Daniel Akerson ausführlich über die Strategie des Konzerns in Deutschland und Europa gesprochen. Akerson habe dabei sein Bekenntnis zum thüringischen Standort erneuert. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck forderte dagegen eine deutliche Aussage von GM. "Im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch der Kunden muss die Geschäftsführung schnellstens Klarheit schaffen", sagte er.