GM-Verwaltungsrat tagt Entscheidung über Opels Zukunft?
Nach Monaten des Ringens um Opels Zukunft könnte die bisherige Konzernmutter GM heute entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Kanzlerin Merkel warb noch einmal vehement für den Zulieferer Magna. Die britische Regierung appellierte dagegen an GM, sich nicht von "politischen Erwägungen" leiten zu lassen.
Im Ringen um die Zukunft von Opel könnte heute eine Vorentscheidung fallen. Der bisherige Mutterkonzern General Motors (GM) will sich in einer Sitzung seines Verwaltungsrats voraussichtlich festlegen, wer den Zuschlag erhält. Im Rennen sind der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJI aus Belgien.
Merkel für Magna
Im Vorfeld bekräftigte Kanzlerin Angela Merkel die Position der Bundesregierung im Übernahmepoker: "Unsere Präferenz liegt eindeutig bei Magna. Magna hat Erfahrungen im Automobilbau und das bessere Konzept", sagte Merkel in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". GM hatte in den vergangenen Wochen klar seine Präferenz für das RHJI-Angebot erkennen lassen.
Wer bekommt den Zuschlag? Magna
MAGNA/SBERBANK:
Der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna will Opel mithilfe der halbstaatlichen russischen Sberbank übernehmen. Das Konsortium, an dem die beiden Unternehmen je zur Hälfte beteiligt sind, will 55 Prozent der Opel-Anteile kaufen, 35 Prozent sollen weiterhin bei GM bleiben, mit weiteren zehn Prozent können sich die Opel-Mitarbeiter beteiligen. Magna und die Sberbank wollen eigenen Angaben zufolge 500 Millionen Euro in Opel investieren. Ihr Konzept sieht Staatshilfen von insgesamt 4,5 Milliarden Euro vor. Unstimmigkeiten mit GM gab es zuletzt vor allem in Patentrechtsfragen.
RHJI:
Der Finanzinvestor RHJI mit Sitz in Brüssel will Medienberichten zufolge etwas mehr als 50 Prozent von Opel kaufen. 39,9 Prozent des Rüsselsheimer Autobauers würden in den Händen von GM bleiben, zehn Prozent könnte die Belegschaft übernehmen. RHJI will demnach 275 Millionen Euro investieren und plant Staatshilfen von unter drei Milliarden Euro ein.
Briten warnen vor politischem Einfluss
Die britische Regierung mahnte eine Entscheidung nach objektiven Kriterien an. Diese müsse "die langfristige Lebensfähigkeit sowohl von Opel als auch von Vauxhall in Großbritannien sicherstellen", erklärte Wirtschaftsminister Peter Mandelson. Die Entscheidung "sollte nicht durch politische Erwägungen in irgendeinem Land verzerrt werden", forderte der Minister.
Vauxhall mit seinen 5000 Beschäftigten im Vereinigten Königreich ist die britische Schwestermarke von Opel. In Großbritannien hegen viele - allen voran die Gewerkschaften - Sympathien für das RHJI-Angebot, das den Erhalt der beiden Vauxhall-Werke vorsehen soll.
Guttenberg: Rettung dauert länger
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnte vor Euphorie: "Die Rettung von Opel wird man in meinen Augen erst feiern können, wenn klar ist, dass sich Opel wirklich als ein wettbewerbsfähiges Unternehmen auf den globalen Märkten etabliert hat", sagte der CSU-Politiker der "Financial Times Deutschland". Dies sei "sicher nicht in den nächsten Wochen oder Monaten zu sehen".
Nach GM muss die Opel-Treuhandgesellschaft über eine Übernahme entscheiden. In deren Verwaltungsrat sitzen je zwei Vertreter von GM und der Bundesregierung sowie als "neutrales Mitglied" der Präsident der amerikanischen Handelskammer in Deutschland, Fred Irwin.