Öffentlicher Dienst Gewerkschaften fordern 4,8 Prozent mehr Lohn
Vor den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst stehen die Zeichen auf Streit. Die Gewerkschaften fordern 4,8 Prozent mehr Lohn - auch wegen Corona. Die Arbeitgeber argumentieren ebenfalls mit der Pandemie - und fordern eine Nullrunde.
Beschäftigte in Kitas, bei der Müllabfuhr, am Flughafen oder im öffentlichen Nahverkehr sollen nach dem Willen der Gewerkschaften 4,8 Prozent mehr Lohn bekommen. Kleine Einkommen sollen um mindestens 150 Euro steigen. Das fordern ver.di und der Beamtenbund dbb eine Woche vor den Tarifverhandlungen für die rund 2,5 Millionen Angestellten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen.
Kosten von rund sechs Milliarden Euro?
Die Umsetzung der Forderungen würde laut ver.di insgesamt rund sechs Milliarden Euro kosten. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Die Gewerkschaften fordern zudem, dass das Ergebnis der Verhandlungen auf die mehr als 200.000 Beamten übertragen wird.
"Die Corona-Pandemie zeigt: Der öffentliche Dienst und seine Beschäftigten halten das Land zusammen", sagte ver.di-Chef Frank Werneke. Auf völliges Unverständnis stoße die Kommunen-Forderung nach einer Nullrunde auch angesichts des lauten öffentlichen Applaus für Krankenschwestern, Rettungssanitäter und andere während des Corona-Lockdowns. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marlis Tepe, sagte, beispielsweise hätten Erzieherinnen und Erzieher mit Notdiensten dafür gesorgt, dass viele Eltern ihren Beruf ausüben konnten.
"Eigentlich müsste es Einschnitte geben"
Vor dem Start der Tarifverhandlungen zeichnen sich damit schwierige Gespräche ab. Die kommunalen Arbeitgeber hatten bereits im Vorfeld betont, es gebe keinerlei Verteilungsspielraum. Der Verhandlungsführer, der Lüneburger Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD), hatte gesagt, eigentlich müsste es Einschnitte geben. Die Kommunen sehen sich auch infolge der Corona-Pandemie in diesem Jahr besonders unter Druck.
Angesichts der weit auseinander liegenden Positionen sind Streiks nicht ausgeschlossen - Massen-Demonstrationen sind wegen des Infektionsschutzes aber schwer umzusetzen. "Wenn die kommunalen Arbeitgeber glauben, dass die Beschäftigten sich in der Corona-Situation nicht wehren, dann haben sie sich getäuscht", sagte ver.di-Chef Werneke.
Bereits vor der jüngsten Tarifrunde für Bund und Kommunen 2018 hatten massive Warnstreiks von 220.000 Beschäftigten unter anderem Teile des Nahverkehrs lahmgelegt und den Flugverkehr gestört. Im April 2018 hatten Arbeitgeber und Gewerkschaften insgesamt 7,5 Prozent mehr Geld bis März 2020 vereinbart.