Milliardenübernahme Microsoft kauft Business-Netzwerk LinkedIn
Das US-Karriere-Netzwerk LinkedIn wird von Microsoft übernommen. Gut 26 Milliarden Dollar hat der Software-Gigant für den Xing-Konkurrenten hingelegt. Microsoft-Boss Nadella setzt damit seinen Plan um, den Konzern breiter aufzustellen.
Online-Karrierebörsen boomen, und nun will auch Microsoft auf diesem Markt mitmischen. Der Konzern übernimmt das US-Netzwerk LinkedIn und zahlt dafür 26,2 Milliarden Dollar. Der Vertrag sei bereits unterzeichnet, teilte der Softwarekonzern mit. Das Geschäft soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden - vorausgesetzt, die Kartellbehörden stimmen zu.
Auch nach der Transaktion werde LinkedIn eine eigene, unabhängige Marke bleiben, hieß es. LinkedIn-Chef Jeff Weiner bleibe weiterhin auf seinem Posten und soll direkt Microsoft-Chef Satya Nadella unterstehen.
Dieser erklärte, das Team von LinkedIn habe ein "fantastisches Geschäft" aufgebaut. "Zusammen können wir das Wachstum beschleunigen." Auch die Bürosoftware Office 365 und Dynamics werde mit dem Kauf wachsen - "weil wir jeden Menschen und jedes Unternehmen auf der Welt damit ausstatten wollen".
Sehen und gesehen werden
Bei LinkedIn - ein Konkurrent des deutschen Anbieters Xing - können sich Nutzer in beruflichen Profilen vorstellen, nach neuen Jobs Ausschau halten und mit anderen Mitgliedern kommunizieren. Gestartet 2003 gehört das Unternehmen zu den Veteranen unter den Online-Diensten. Die Firma ist seit Frühjahr 2011 an der Börse notiert. Zuletzt wurde auch die integrierte Blog-Plattform wichtig, über die bekannte Unternehmer wie zum Beispiel Virgin-Gründer Richard Branson Artikel veröffentlichen.
Im ersten Quartal 2016 kletterte die weltweite Nutzerzahl von 414 Millionen auf 433 Millionen. Im deutschsprachigen Raum überschritt LinkedIn die Marke von acht Millionen Mitgliedern. Die Angebote für die Personalsuche werden von 29 der 30 Dax-Unternehmen genutzt. Xing hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz über zehn Millionen Mitglieder - beschränkt sich aber weitgehend auch auf diese Region.
LinkedIn-Aktie hebt ab
Die von Microsoft gezahlte Summe bedeutet, dass der Konzern umgerechnet 196 Dollar je LinkedIn-Aktie berappt - ein kräftiger Aufschlag von 49,5 Prozent zum Schlusskurs vom Freitag. Im Vergleich zu Kursen im vergangenen Jahr ist es allerdings noch eine Art Schnäppchen: Die Aktie hatte zeitweise über 260 Dollar notiert. Nach Bekanntwerden des Deals machte der Kurs von LinkedIn zum Börsenstart einen gewaltigen Satz von beinahe 50 Prozent. Microsoft-Papiere gaben hingegen leicht nach.
Microsoft mit neuer Linie
Nadella führt Microsoft seit Februar 2014 und hatte dem Unternehmen einen neuen Kurs vorgegeben. So sollen neue Geschäfts-Standbeine aufgebaut werden. Traditionell lebte Microsoft vor allem davon, das Windows-Betriebssystem für PCs sowie seine Office-Büro-Software zu verkaufen. Doch mit dem Schrumpfen des PC-Marktes ist die Geldmaschine Windows weniger verlässlich geworden. Und für Office gibt es günstige Konkurrenz - unter anderem von Google sowie anderen Anbietern, die mobile Geräte im Visier haben.
Nadella möchte Microsoft deshalb verstärkt hin zu einem Anbieter für Cloud-Computing und Dienstleistungen entwickeln. Der Softwarekonzern versucht damit, dem Rivalen Google, aber auch dem sozialen Netzwerk Facebook Konkurrenz zu machen. Nadella setzt dabei auf Abos statt auf Kauf-Software und gab das Ziel aus, Online-Dienste von Microsoft auf allen Plattformen verfügbar zu machen - also zum Beispiel auch auf Apples iPhones und iPads und Geräten mit dem Google-System Android.