Unter Dach und Fach Metro verkauft real
Nach langem Hin und Her ist es der Metro AG gelungen, real an einen Finanzinvestor zu verkaufen. Der Supermarktkette droht die Zerschlagung. Die 34.000 Beschäftigten bangen nun um ihre Jobs.
Nach zähem und langem Bemühen hat sich der Handelskonzern Metro mit dem Finanzinvestor SCP über einen Verkauf seiner angeschlagenen Supermarktkette real geeinigt. Man habe sich auf eine 100-prozentige Übernahme verständigt, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung beider Unternehmen. Demnach soll ein Großteil der real-Standorte "langfristig weiterbetrieben werden, entweder unter der Marke real oder durch andere Einzelhändler".
Jetzt muss noch das Aufsichtsgremium der russischen Sistema PJSFC zustimmen, die die Finanzierung der Übernahme sicherstellt. Sistema teilte in Moskau mit, bis zu 263 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Metro spricht in der eigenen Mitteilung von einem erwarteten Netto-Mittelzufluss in Höhe von 0,3 Milliarden Euro. Das sind rund 200 Millionen Euro weniger, als noch vor einigen Monaten erhofft. Die Transaktion bedarf auch noch der Zustimmung der Kartellbehörden.
Märkte sollen verkauft oder aufgeteilt werden
Mit dem Vertrag steht die Supermarktkette mit 276 real-Märkten, 34.000 Beschäftigten, 80 Immobilien und dem Online-Shop real.de faktisch vor der Zerschlagung. SCP kündigte an, dass der Großteil der heutigen real-Märkte an andere Einzelhändler verkauft oder aufgeteilt werden soll. Ein Kern von etwa 50 real-Märkten werde für 24 Monate unter der Marke real weitergeführt. Bisher geht SCP der Mitteilung zufolge davon aus, das etwa 30 Standorte geschlossen werden.
Die Supermarktkette war zuletzt das Sorgenkind von Metro und hatte im Geschäftsjahr 2018/19 für tiefrote Zahlen gesorgt. Die meist auf der grünen Wiese gelegenen Hypermärkte litten seit Jahren unter den veränderten Einkaufsgewohnheiten in Deutschland. Immer öfter ließen die Kunden die Hypermärkte links liegen und kauften lieber in Supermärkten und bei Discountern in ihren Wohnvierteln.
Kaufen die "großen Vier" jetzt real-Märkte?
Die Metro hatte bereits 2018 angekündigt, die Supermarktkette abgeben zu wollen, um sich ganz auf das Großhandelsgeschäft mit Gastronomen und kleinen Händlern konzentrieren zu können. Doch erwies sich der Verkaufsprozess als deutlich schwieriger als erwartet. Mit großen Hoffnungen begonnene, exklusive Verhandlungen mit dem Immobilieninvestor Redos scheiterten. Erst im zweiten Anlauf gelang nun eine Einigung.
Die Verkaufsbemühungen wurden nicht zuletzt durch die hohe Konzentration im deutschen Lebensmittelhandel erschwert. Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit ihrem Discounter Lidl dominieren den deutschen Markt so sehr, dass der geplante Weiterverkauf zahlreicher real-Märkte an die "großen Vier" bei den Wettbewerbshütern mit Sorge gesehen wird.