Ruf nach mehr Euro-Hilfen Merkel warnt vor Überforderung Deutschlands
Italien macht Druck, der IWF und nun auch die Weltbank: Deutschland solle in der Euro-Schuldenkrise mehr tun und die Richtung vorgeben. Vorsicht, warnt nun die Kanzlerin. "Bei allen Milliardenhilfen und Rettungsschirmen müssen auch wir Deutsche aufpassen, dass uns nicht die Kraft ausgeht", sagt Merkel.
Angesichts der Rufe nach mehr Solidarität und größeren Euro-Rettungsschirmen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einer Überlastung Deutschlands gewarnt. "Bei allen Milliardenhilfen und Rettungsschirmen müssen auch wir Deutsche aufpassen, dass uns am Schluss nicht auch die Kraft ausgeht, denn unendlich sind auch unsere Möglichkeiten nicht, und damit wäre ganz Europa nicht geholfen", sagte Merkel in Interviews mit mehreren europäischen Zeitungen. "Wir sind solidarisch, dürfen aber auch die Eigenverantwortung nicht vergessen."
Damit reagierte die Kanzlerin auf Forderungen besonders aus Italien und vom Internationalen Währungsfonds (IWF) wonach Deutschland mehr Solidarität zeigen und den geplanten dauerhaften Euro-Rettungsfonds ESM aufstocken müsse. "Es hat keinen Sinn, wenn wir immer mehr Geld versprechen, aber die Ursachen der Krise nicht bekämpfen", sagte sie mit Blick auf Rufe nach Ausweitung des ESM. Zugleich verlangte die Kanzlerin erneut eine harte Ausgestaltung des geplanten Fiskalpakts. "Wenn man sich hundertmal Schuldenabbau und solides Haushalten versprochen hat, dann muss das in Zukunft auch durchgesetzt oder eingeklagt werden können", sagte Merkel.
Weltbank-Chef lobt und fordert
Lob für ihr Dringen auf einen Fiskalpakt und Haushaltsdisziplin erhielt sie vom Weltbank-Präsidenten Robert Zoellick. Die neue Ausrichtung der Bundeskanzlerin habe im Zusammenspiel mit Sparkursen und Strukturreformen in einigen Ländern sowie mit der Unterstützung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Aussichten verbessert. "Doch diese Schritte sind nicht genug, es gibt viele Risiken", erklärte der Zoellick.
Zugleich sieht Zoellick Deutschland in der europäischen Schulden- und Finanzkrise in der Pflicht. "Deutschland muss die Richtung vorgeben", schrieb Zoellick in einem Beitrag für die Online-Ausgabe der "Financial Times". Das Land stehe in der Verantwortung, bei der Rettung Europas voranzugehen. "Kein anderes Land kann Europa aus der Krise und in den Aufschwung führen." Anstatt sich in letzter Minute "widerwillig" Stück um Stück zu Hilfen drängen zu lassen, sollte Berlin einen Plan zur Wiederbelebung Europas auf den Tisch legen, forderte er.