Arcelor und Mittal werben um Unterstützung Fusionspläne der Stahlriesen beschäftigen Brüssel
Die mögliche feindliche Übernahme des europäischen Stahlkonzerns Arcelor durch den indischen Konkurrenten Mittal Steel beschäftigt jetzt auch die Regierungen in Brüssel, Luxemburg und Paris. Mittal sucht derweil das Gespräch mit der EU, Arcelor Verbündete im Kampf gegen die Fusion.
Der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker bemüht sich mit den Regierungen in Frankreich und Belgien um ein gemeinsames Vorgehen gegen den feindlichen Übernahmeversuch der zweitgrößten Stahlkonzerns Arcelor durch den indischen Stahlweltführer Mittal. Das Unternehmen hat wesentliche Produktionsstätten in Luxemburg, Frankreich und Belgien. Nach einem persönlichen Gespräch mit Lakshmi Mittal am Dienstag, das letzterer als "konstruktiv" bezeichnete, trifft sich Juncker morgen mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac und Frankreichs Wirtschaftsminister Thierry Breton in Paris. Noch am gleichen Tag kommt Juncker in Brüssel mit den belgischen Regierungschef Guy Verhofstadt und den Chefs der Regionalregierungen Walloniens und Flanderns, Elio di Rupo und Yves Leterme, zu einem Gespräch zusammen.
EU hat vielleicht kartellrechtliche Bedenken
Auch Unternehmer Mittal, der die feindliche Übernahme Arcelors anstrebt, ist am Mittwoch in Brüssel: Er hat sich zu einem Gespräch mit EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes angesagt, um mit dieser über mögliche kartellrechtliche Bedenken der EU-Kommission zu sprechen. Juncker gegenüber versprach er bereits, er wolle bei einer Übernahme Arcelors alle "sozialen Zusagen" des Konzerns an die Belegschaft einhalten.
Kroes will die geplante feindliche Übernahme des Stahlkonzerns Arcelor durch Mittal Steel nach wettbewerbs- rechtlichen Aspekten prüfen. Wenn die Übernahme angemeldet werde, müsse die Kommission die geplante Transaktion sehr sorgfältig „hinsichtlich Fragen des Wettbewerbs und nur der Fragen des Wettbewerbs“ prüfen. Allerdings scheint man sich innerhalb der EU noch uneinig über Zuständigkeit und Genehmigungspflicht: Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy erklärte, die Fusion sei kein Problem für den EU-internen Markt.
"Weißer Ritter" gesucht
Arcelor-Chef Guy Dollé sucht unterdessen weltweit einen Bündnispartner, um das feindliche Übernahme- angebot abzuwehren. "Eine Allianz erscheint mir aus Wettbewerbsgründen in Europa schwierig, aber auf internationalem Niveau eher möglich", sagte Dollé der Pariser Finanzzeitung "La Tribune". Marktexperten halten das Auftauchen eines so genannten "Weißen Ritters", der mit einem Gegenangebot für Arcelor Mittal Steel abwehren könnte, allerdings für wenig wahrscheinlich. Am ehesten käme Nippon Steel in Frage, mit denen Arcelor ein strategisches Bündnis eingegangen ist. Dollé hat nach eigenen Angaben Nippon Steel nicht wegen Mittal angesprochen, trifft den Chef des japanischen Konzerns aber turnusmäßig am Donnerstag und Freitag.
Mittal als größter Stahlkonzern der Welt will Arcelor, die Nummer zwei in der Branche, für 18,6 Milliarden Euro übernehmen. Die Arcelor-Führung wies die Offerte Anfang der Woche zurück.