Mehr Investitionen angemahnt EU gibt E.ON Hauptschuld an Stromausfall 2006
Die Schuld für den Stromausfall in weiten Teilen Europas im November liegt nach einem offiziellen Untersuchungsbericht weitgehend beim deutschen E.ON-Konzern. Die Investitionen in Zuverlässigkeit und Netzbetrieb seien "unzureichend", heißt es in dem Expertenbericht der EU.
Der größte deutsche Energiekonzern E.ON trägt nach einem EU-Bericht die Hauptschuld an einem Stromausfall in Westeuropa im vergangenen November. Bei der Sparte E.ON Netz, von der die Strompanne ausging, habe es gravierende Sicherheitsmängel gegeben, heißt es in einem Expertenbericht, den die EU-Kommission vorstellte. Die Investitionen in Zuverlässigkeit und Netzbetrieb seien "unzureichend".
Das Abschalten einer Hochspannungsleitung in Norddeutschland hatte zum Zusammenbruch der Stromversorgung in großen Teilen Deutschlands, Frankreichs und Belgiens sowie in einigen Gebieten der Niederlande, Italiens und Spaniens geführt. Millionen Menschen waren ohne Strom. EU-Energiekommissar Andris Piebalgs sagte, nun müssten die Lehren aus dem Störfall gezogen werden.
EU pocht erneut auf Zerschlagung der Konzerne
Der Bericht kritisiert zudem, dass andere europäische Netzbetreiber nicht darüber informiert worden seien, was E.ON bei dem Stromausfall unternommen habe. Die EU-Kommission sah sich durch den Bericht in ihren Vorschlägen zur Versorgungssicherheit bestätigt. Sie pochte erneut auf eine Entflechtung der Netzbetreiber, was in Deutschland zur Zerschlagung der großen Energiekonzerne wie E.ON führen würde und hoch umstritten ist. Die EU müsse zudem schnell gemeinsame Standards für die Netzsicherheit beschließen. Und die Zusammenarbeit zwischen den Netzbetreibern müsse verbessert werden, um sofort reagieren zu können. Schließlich solle in die Versorgungssicherheit investiert werden.
Kettenreaktion von der Ems aus
Der Stromausfall vom 4. November war eine halbe Stunde nach der Abschaltung einer Höchstspannungsleitung über die Ems aufgetreten, die einem Kreuzfahrtschiff die Durchfahrt ermöglichen sollte. E.ON-Mitarbeiter hatten dem Unternehmen zufolge die Auswirkungen auf das übrige Netz falsch eingeschätzt. In einer Art Kettenreaktion brach das Netz in vielen Teilen Westeuropas zusammen.