EU-Kommission leitet Verfahren ein Telekom-Gesetz bringt Bund in Bedrängnis
Die EU-Kommission hat gegen die Bundesregierung ein Verfahren wegen des neuen Telekom-Gesetzes eingeleitet. Das Gesetz hebele den Wettbewerb beim Breitband-Internet aus, weil es die Telekom trotz ihrer Vormachtstellung vor der Konkurrenz schütze, argumentiert die EU.
Die EU-Kommission geht im Eiltempo gegen das neue deutsche Telekom-Gesetz vor: Sie will schnell ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes erreichen, da das Gesetz ihrer Meinung nach das neue VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz der Telekom unrechtmäßig vor dem Wettbewerb schützt.
Zwei Tage nach Inkrafttreten des Gesetzes startete die Behörde das angedrohte beschleunigte Mahnverfahren. Medienkommissarin Viviane Reding warf der Bundesrgierung vor, sie beschütze die Deutsche Telekom entgegen der EU-Regeln für freien Wettbewerb.
Telekom verlangt Schutz für Investitionen
Das Gesetz befreit das neue VDSL-Glasfasernetz der Telekom und andere "neue Märkte" auf unbestimmte Zeit von der Aufsicht durch die Bundesnetzagentur, die für die Regulierung und die Aufsicht über den Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt zuständig ist. Die Telekom darf in dieser Zeit selbst entscheiden, zu welchem Preis sie ihr neues VDSL-Netz für Konkurrenten öffnet. Sie beharrt auf dem gesetzlichen Schutz, um ihre geplanten Investitionen in Höhe von rund drei Milliarden Euro wieder hereinzubekommen. Ansonsten will sie das Netz nicht weiter ausbauen.
"Vorbehaltlich des nachfolgenden Absatzes unterliegen neue Märkt grundsätzlich nicht der Regulierung (...)."
"Solche Regulierungsferien verstoßen gegen die seit 2002 für alle EU-Mitgliedstaaten geltenden Telekom-Regeln", sagte Reding. Die Bundesregierung hat nun 15 Tage Zeit, um auf die Bedenken der Kommission zu reagieren. Eine Einigung wird aber nicht erwartet. Die Kommission kündigte bereits an, so schnell wie möglich vor dem obersten EU-Gericht klagen zu wollen.
Das neue Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL (Very High Data Rate Digital Subscriber Line) soll die Datenübertragung gegenüber dem jetzigen T-DSL-Basisangebot beschleunigen und damit als Multimedia-Vertriebskanal tauglich machen. Über das bis zu 52 Mbit schnelle Netz können gleichzeitig Internet, Fernsehen und Telefon übertragen werden ("Triple Play"). Anders als das bisherige DSL-Netz basiert VDSL nicht mehr auf einer Kupferleitung. Die Daten werden mit hoher Geschwindigkeit über ein Glasfasernetz übertragen.
Die Bundesregierung sieht in dem Telekommunikationsgesetz einen gerechtfertigten Schutz für Investitionen. Die EU-Kommission und Telekom-Konkurrenten halten dagegen, das neue Netz sei kein neues Produkt, sondern lediglich eine modernere Variante des bisherigen Netzes. Deshalb müsse die Telekom Konkurrenten den Zugang zu fairen Preisen ermöglichen.