Vorentscheidung über den IWF-Chefposten EU-Finanzminister plädieren für Strauss-Kahn
Die EU-Finanzminister haben sich dem Vorschlag des französischen Präsidenten Sarkozy angeschlossen und sich für den Ex-Finanzminister Strauss-Kahn als neuen IWF-Chef ausgesprochen. Der bestätigte daraufhin erstmals seine Bereitschaft zur Kandidatur.
Der ehemalige französische Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauss-Kahn hat beste Aussichten auf den Chefposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Finanzminister der Europäischen Union gaben dem 58-Jährigen nach Angaben des portugiesischen Ratsvorsitzes ihre Rückendeckung. Polen zog laut einem EU-Diplomaten einen eigenen Kandidaten, den früheren Regierungchef Marek Belka zurück. Der britische Finanzminister Alistair Darling sagte in Brüssel, die "Mehrheit der EU-Regierungen" habe sich für Strauss-Kahn ausgesprochen.
Damit ist eine Vorentscheidung über die Neubesetzung an der Spitze des IWF gefallen. Auch die US-Regierung hatte sich zuvor für einen europäischen Kandidaten ausgesprochen. Der Chefposten beim IWF geht traditionell an einen Europäer, die USA besetzen die Spitze der Weltbank. Darling nannte den Franzosen einen "sehr glaubwürdigen Kandidaten". Großbritannien will allerdings den Schwellenländern entgegenkommen, die auf mehr Einfluss im Währungsfonds pochen. "Die britische Regierung will abwarten, welche anderen Kandidaten aus anderen Teilen des IWF vorgeschlagen werden", sagte er.
Strauss-Kahn bedankte sich für die Unterstützung und bestätigte erstmals öffentlich seine Bereitschaft zur Kandidatur. Er werde nun versuchen, weitere Länder von sich zu überzeugen. Die Aufgabe des IWF müsse neu definiert werden und Entwicklungsländer müssten "die Rolle erhalten, die ihnen zusteht", sagte der Ex-Minister.
Kandidatur Strauss-Kahns in Frankreich umstritten
Der neue französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte den Oppositionspolitiker Strauss-Kahn ins Rennen geschickt. Sarkozy hatte am Wochenende gesagt, sein Vorschlag stoße auf Zustimmung in den USA, Spanien, Italien und Großbritannien. Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach von einem guten Kandidaten. Die Nominierung von Strauss-Kahn ist in Frankreich allerdings umstritten. Kritiker werfen Sarkozy vor, den einflussreichen Sozialisten wegloben zu wollen, um ein Zugpferd der Opposition kaltzustellen. In Deutschland kam Kritik aus der Union. Der CDU-Finanzpolitiker Steffen Kampeter verwies darauf, dass bereits an der Spitze der Europäischen Zentralbank, der Welthandelsorganisation sowie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Franzosen stünden."Europa ist mehr als Frankreich", sagte Kampeter. Auch seien die wirtschaftspolitischen Ansichten Strauss-Kahns problematisch, er sei ein "Vertreter des Staatsinterventionismus." Kampeter forderte die Bundesregierung auf, die Kandidatensuche nicht frühzeitig zu beenden.
Der amtierende Chef des Internationalen Währungsfonds, der Spanier Rodrigo Rato, hatte für Oktober seinen Rückzug angekündigt. Nach einer informellen Absprache stellen die Europäer den IWF-Chef, während der Präsident der Weltbank ein US-Amerikaner ist. Aus den Schwellen- und Entwicklungsländern kommt aber zunehmend Kritik an dieser Postenteilung. Auf ihren Wunsch hin trifft sich das IWF-Direktorium in der kommenden Woche in Washington.