Treffen der Euro-Finanzminister Wer wird das 13. Euroland?
Euroland wird wachsen. Sobald die neuen EU-Staaten bestimmte Kriterien erfüllen, wird Europas Gemeinschaftswährung auch bei ihnen eingeführt. Für Slowenien sieht es gut aus. Litauen möchte unbedingt dabei sein, kämpft aber noch mit der Inflation. Darüber beraten heute die Euro-Finanzminister. Ein Blick auf die Euro-Chancen der zehn neuen EU-Mitglieder.
Von Michael Becker, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Finanzminister in Estland müsste man sein - dann hätte man so gut wie keine Sorgen. Von Haushaltslöchern keine Spur. Im Gegenteil: In den Kassen ist mehr Geld als man ausgeben kann. Haushaltsüberschuss nennt man das.
Doch trotzdem können die Esten den Euro zum 1. Januar kommenden Jahres nicht einführen. Die Wirtschaft boomt so stark, dass die Inflation zu hoch ist. Sie fällt höher aus als die strengen Kriterien zur Einführung des Euro es erlauben. Die Esten sind darüber zwar enttäuscht, haben die Bedingungen aber akzeptiert.
Litauen will dazu gehören
In Litauen sieht man das anders. Auch hier ist die Inflation das einzige Problem auf dem Weg zum Euro. Davon will sich die Regierung aber nicht bremsen lassen und den Euro trotzdem zum 1. Januar einführen. Den entsprechenden Antrag hat sie in Brüssel schon gestellt.
In Brüssel pocht Währungskommissar Joaquin Almunia aber darauf, dass die Kriterien streng eingehalten werden. Für diese Haltung will er sich heute Rückendeckung von den Finanzministern holen. Den deutschen Peer Steinbrück hat er auf seiner Seite: "Die Bundesregierung nimmt einen ganz klaren Kurs ein und der lautet: Unabhängig voneinander müssen die Länder die Kriterien erfüllen. Und zwar jedes für sich."
Slowenien hat die besten Karten
Den Kriterien genügt bisher nur Slowenien. Die Staatsverschuldung ist gering, die Inflation auch, Zinsen und Wechselkurse stabil und die Notenbank ist unabhängig. Slowenien hat damit gute Karten, die europäische Gemeinschaftswährung zum 1. Januar einführen zu können und damit das 13. Euro-Land zu werden.
Unter den alten EU-Ländern haben nur Großbritannien, Schweden und Dänemark auf die Euro-Einführung verzichtet. Dabei dürfen sie auch bleiben. Anders sieht das für die zehn neuen EU-Staaten aus. Sobald sie die Euro-Kriterien erfüllen, bekommen sie den Euro - ob sie wollen oder nicht.
Die meisten wollen auch. Estland, Lettland, Malta und Zypern wollen den Euro 2008 einführen. Die Slowakei, Tschechien und vor allem Ungarn brauchen noch etwas länger. Nur den Polen scheint es mittlerweile Leid zu tun, dass sie sich zur Euro-Einführung verpflichtet haben. Die Kriterien erfüllen sie aber ohnehin noch lange nicht.
Staats- und Regierungschef entscheiden im Juni
Für Slowenien und Litauen, die vom 1. Januar an mit dem Euro bezahlen wollen, werden EU-Kommission und Europäische Zentralbank ihre Empfehlungen im Mai abgeben. Die endgültige Entscheidung treffen die Staats- und Regierungschefs dann im Juni in Brüssel.
Dass Slowenien grünes Licht bekommt gilt als sehr wahrscheinlich. Aber was tun mit Litauen? Denn formal verfehlt es die Kriterien knapp. Äußern will sich dazu niemand. Im Extremfall müssten die Staats- und Regierungschefs den Litauern aber eine offizielle Abfuhr erteilen. Ob man in Wien darauf heute eine Antwort findet, gilt als fraglich.