Verordnung der EU-Kommission EU geht gegen hohe Handy-Gebühren vor

Stand: 25.08.2007 12:14 Uhr

Die hohen Gebühren für Mobiltelefonate im Ausland sind der EU-Kommission schon lange ein Dorn im Auge. Nun legte das Gremium eine Verordnung vor, mit der die Kosten um bis zu 70 Prozent gesenkt werden sollen. Dem Vorhaben müssen allerdings noch der EU-Ministerrat und das EU-Parlament zustimmen.

Die EU-Kommission will die Mobilfunkunternehmen zu niedrigeren Gebühren für Handy-Gespräche im Ausland zwingen. Ein neuer Gesetzentwurf, den EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso in Brüssel vorstellte, gibt den Mobilfunkbetreibern sechs Monate Zeit, um ihre Roaming-Gebühren deutlich zu senken. Andernfalls drohen ihnen Preiskontrollen. Die Kommission will damit die Kosten für Handy-Gespräche im Ausland um bis zu 70 Prozent senken.

Barroso erklärte, die Mobilfunkbetreiber machten übertriebene Gewinne mit den Roaming-Gebühren. Laut Kommission ist der durchschnittliche Tarif für einen Roaming-Anruf mit 1,15 Euro pro Minute mehr als fünf mal höher als die tatsächlichen Kosten für die Abwicklung dieses Dienstes. "Die Unternehmen erhalten jetzt eine letzte Chance, um zu beweisen, dass es ihnen ernst ist mit der Selbstregulierung", sagte Barroso.

Auch Anruf-Annahme soll günstiger werden

Die Verordnung sieht auch vor, die Kosten für die Annahme von Anrufen im Ausland zu deckeln. Ursprünglich hatte die EU noch erwogen, dass dafür wie im Inland gar keine Kosten anfallen dürfen. Auch eine Regulierung der SMS- und der Daten-Gebühren wird es nach heftigen Protesten der Mobilfunkbranche vorerst nicht geben.

Stichwort
Durch Roaming (Herumwandern) kann auch in fremden Mobilfunknetzen mit dem Handy telefoniert werden. Wichtig ist dies besonders im Ausland, denn nicht jeder Mobilfunkanbieter betreibt überall ein eigenes Netz. Für die Nutzung eines fremden Mobilfunknetzes fallen allerdings Gebühren an.

Bei Gesprächen im Ausland zahlt der Kunde nicht nur für abgehende Gespräche, sondern auch für Telefonate, die auf das Handy im Ausland weitergeleitet werden. Somit kann die Annahme eines Gesprächs zusätzlich kosten.

Die unter Federführung der zuständigen Kommissarin Viviane Reding entstandene Regelung könnte bis zum Sommer 2007 in Kraft treten. Voraussetzung dafür ist, dass der EU-Ministerrat und das Europäische Parlament dem Vorhaben zustimmen.

Die Kosten für Handy-Gespräche im Ausland übersteigen jene im Inland seit langem teils um ein Vielfaches. Auf Druck Brüssels hatten große Mobilfunkkonzerne wie T-Mobile und Vodafone ihre Roaming-Gebühren zuletzt gesenkt. Der EU-Kommission geht dies aber nicht weit genug. Der EU-Markt für Auslandsroaming wird auf annähernd 8,5 Milliarden Euro geschätzt, was 5,7 Prozent des Gesamtumsatzes der Mobilfunkbranche entspricht.