Deutschlands beste Arbeitgeber 2007 "Mitarbeiter müssen Spaß haben"
Seit 2003 werden sie jährlich gekürt: Deutschlands beste Arbeitgeber. Zum zweiten Mal in Folge unter den Top 50 ist die Zeitarbeitsfirma Vedior. tagesschau.de sprach mit Geschäftsführerin Sabine Forest über den Wettbewerb und Zeitarbeit in Deutschland.
Die diesjährigen Gewinner des größten deutschen Arbeitgeberwettbewerbs stehen fest. 198 Unternehmen beteiligten sich und ließen ihre Mitarbeiter anonym Noten für ihre Firma verteilen. Bei den Großunternehmen gewann der Softwarekonzern SAP die Abstimmung, bei den Firmen bis 5000 Mitarbeiter das IT-Netzwerkunternehmen Cisco Systems und bei den Firmen bis 500 Mitarbeiter das IT-Unternehmen ConSol Software. Zum zweiten Mal in Folge unter den Top 50 ist die Zeitarbeitsfirma Vedior. tagesschau.de sprach mit Geschäftsführerin Sabine Forest über den Wettbewerb und Zeitarbeit in Deutschland.
tagesschau.de: Die Zeitarbeit genießt in Deutschland nicht den besten Ruf. Wie kommt es, dass Sie trotzdem einer von "Deutschlands besten Arbeitgebern 2007" sind?
Sabine Forest: Zeitarbeit hat lange nur bei schlecht bezahlten Tätigkeiten eine Rolle gespielt. Dadurch war weder bei der Politik noch bei den Gewerkschaften Interesse vorhanden, sich darum zu kümmern. Erst mit den jüngeren Arbeitsmarktreformen hat die Zeitarbeit ein ganz anderes Gesicht erhalten, zum Beispiel durch die Einführung eines Tarifvertrages.
Unter den 4600 Zeitarbeitsfirmen am Markt gibt es allerdings immernoch schwarze Schafe, die nur auf dem Rücken der Mitarbeiter Geld verdienen. Ich hoffe aber, dass unser Beispiel zeigt, dass man innerhalb dieser Branche auch anders agieren und trotzdem am Markt Erfolg haben kann.
Unsere extern eingesetzten Mitarbeiter bleiben im Schnitt zweieinhalb Jahre bei uns, während der Branchendurchschnitt bei gerade sechs Monaten liegt. Das liegt daran, dass wir Ihnen übertarifliche Bezahlung, bessere Sozialleistungen und vor allem interessante Arbeitseinsätze bei unseren Kunden bieten.
Vor allem Fach- und Führungskräfte
tagesschau.de: Was für eine Qualifikation haben Ihre extern eingesetzten Mitarbeiter denn?
Sabine Forest: Wir haben uns auf Fach- und Führungskräfte spezialisiert. Dadurch sind wir zu guten Rahmenbedingungen gezwungen, denn in Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Das bedeutet, dass unsere Mitarbeiter in den meisten Fällen auch eine reguläre Anstellung in den Unternehmen bekämen, an die wir sie ausleihen. Wir müssen also mehr bieten, um diese Menschen an uns zu binden.
Der Wettbewerb Deutschlands beste Arbeitgeber 2007 analysiert die Mitarbeiterzufriedenheit in deutschen Unternehmen. Diese wird mithilfe einer anonymen Mitarbeiterbefragung ermittelt. Auch bewertet wird, wie das Unternehmen die Arbeitskultur fördert und welche Angebote an die Mitarbeiter es gibt. In diesem Jahr beteiligten sich 198 deutsche Unternehmen. Der Wettbewerb ist damit der größte und wichtigste seiner Art.
Unsere Mitarbeiter wissen, dass wir sie aufgrund ihrer Qualifikation und unseres Kundenstammes jederzeit wieder bei einem anderen Kunden einsetzen können, auch wenn es einzelnen Unternehmen oder Branchen wirtschaftlich einmal schlechter gehen sollte.
tagesschau.de: Gute Bezahlung und sichere Jobs gibt es für Fachkräfte auch woanders, zufrieden ist deswegen aber längst nicht jeder. Wieso ist das in Ihrer Firma anders?
Sabine Forest: Die Mitarbeiter müssen Spaß haben und sich wohl fühlen, wobei das A und O offene Kommunikation und ein ehrlicher Umgang miteinander ist. Sonst reißen Stille-Post-Verfahren ein und die Leute erfahren hintenrum von Kritik. Als Unternehmen müssen Sie den Menschen Vertrauen entgegenbringen und sie in ihrem Tätigkeitsbereich eigenverantwortlich arbeiten lassen. Gleiches gilt für die Arbeitszeit: Bei uns hat keiner Stempelkarten, sondern wir vertrauen darauf, dass die anstehende Arbeit erledigt wird. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann muss man sich offen über die Gründe unterhalten.
Flache Hierachien statt Befehlsketten
tagesschau.de: Wie kontrollieren Sie, ob diese Vorgaben zur Unternehmenskultur auch umgesetzt werden?
Sabine Forest: Wir haben sehr flache Hierarchien. Jeder Mitarbeiter bis hinunter zum Auszubildenden kann jeden ansprechen. Er muss nicht irgendwelche Befehlsketten einhalten, sondern kann bei Problemen die Person seiner Wahl ansprechen. Außerdem machen wir regelmäßig Mitarbeiterumfragen sowie monatliche Meetings und Workshops. Die Mitarbeiter treffen sich mit und ohne Vorgesetzte in ihren jeweiligen Arbeitsgruppen und können aus diesen Gremien heraus auch Dinge an das Management herantragen. Probleme werden direkt angesprochen, weil jeder weiß, dass er auch Gehör findet.
Sabine Forest ist seit 2000 Geschäftsführerin der Vedior Personaldienstleistungen GmbH. Das Unternehmen ist auf dem Gebiet der Überlassung und Vermittlung von Fach- und Führungskräften tätig und gehört zur weltweit tätigen Vedior AG mit Sitz in Amsterdam. Vedior beschäftigt in Deutschland rund 3.100 Mitarbeiter an 36 Standorten.
tagesschau.de: Welche konkreten Leistungen bieten Sie Ihren Mitarbeitern denn?
Sabine Forest: Wir versuchen grundsätzlich für einen Ausgleich zwischen Arbeits- und Freizeit zu sorgen. Wir unterstützen unsere Mitarbeiter darin beispielsweise durch das Angebot einer deutlich reduzierten Mitgliedschaft in Fitnessstudios und beteiligen uns finanziell an anderen gesundheitsfördernden Maßnahmen.
Außerdem versuchen wir, den Mitarbeitern zu signalisieren, dass es nicht nur um die Arbeit geht, sondern um Lebenszeit, die sie im Unternehmen verbringen. Viele unserer Feiern und Veranstaltungen stehen daher nicht nur den Mitarbeitern offen, sondern auch deren Partnern und Familienangehörigen. Einmal im Jahr gibt es außerdem einen großen Ball, wo wir die Mitarbeiter und deren Partner für ein ganzes Wochenende an einen bestimmten Ort einladen.
Angebote an Mütter werden nicht immer akzeptiert
tagesschau.de: Stichwort Familie: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ja ein großes Thema, speziell für berufstätige Frauen. Was tun sie in diesem Bereich?
Sabine Forest: Wir helfen bei der Suche nach Kindergartenplätzen und beteiligen uns gegebenenfalls finanziell. Wir haben in Einzelfällen auch schon Tagesmütter gesponsert. Es gibt das Angebot, Babys mit ins Büro zu bringen, sofern die Mütter so schnell wie möglich wieder arbeiten wollen. Wir bieten hier allerdings oft mehr, als von den Müttern wahrgenommen wird: So verlieren wir leider häufig gut ausgebildete junge Frauen, für die es nach drei Jahren Elternzeit dann sehr schwierig ist, sich wieder einzufinden.
Das Interview führte Andrej Reisin, tagesschau.de