Kritik an Plänen der EU-Kommission Deutsche Wirtschaft bangt um "Made in Germany"
Ist "Made in Germany" in Gefahr? Das meint jedenfalls DIHK-Chef Driftmann: Wenn die EU-Kommission ihre Pläne zur Änderung des sogenannten Warenursprungsrechts umsetze, könne das Label am Ende sein. Bislang ist vor allem entscheidend, wo Produkte zuletzt bearbeitet wurden.
Die deutsche Wirtschaft hat vor Plänen der EU-Kommission gewarnt, die das Ende der Qualitätsbezeichnung "Made in Germany" bedeuten könnten. Die Kommission will das sogenannte Warenursprungsrecht überarbeiten.
Bislang ist es so: Selbst wenn Produkte zu mehr als 90 Prozent im Ausland hergestellt wurden, dürfen sie als "Made in Germany" angepriesen werden - Hauptsache ist, sie wurden zuletzt in Deutschland bearbeitet.
Mit der geplanten Änderung gerate das Label in Gefahr, kritisierte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Heinrich Driftmann, in der "Welt". Wenn künftig Herkunft und Wert der Vormaterialien entscheidend seien, würden viele Produkte nicht mehr als deutsch gelten. Dies wäre ein immenser Schaden für die deutsche Wirtschaft und für die Verbraucher, denen eine wichtige Orientierungshilfe verloren ginge, sagte er.
"Ich warne ausdrücklich vor einem solchen Schritt", sagte Driftmann. Das Gütesiegel bürge weltweit für Qualität und beflügele deutsche Exporte: "Das geltende Ursprungsrecht ist unbürokratisch und international anerkannt, die Änderungspläne sollten daher schnell wieder in der Schublade verschwinden."
Auch die Bundesregierung lehnt Änderungen am Gütesiegel ab: "Die Bundesregierung stützt auf jeden Fall den Vorstoß der deutschen Wirtschaft", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Klagen der Wirtschaft seien berechtigt.
Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums verwies darauf, dass sich Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) bereits in einem Brief an die EU-Kommission gegen deren Überlegungen gewandt habe. Darin habe er vor "einem erheblichen Mehraufwand an Kosten und bürokratischen Belastungen für die deutschen Unternehmen" gewarnt.
Müssen bald 45 Prozent des Wertanteils aus Deutschland stammen?
Der zuständige EU-Kommissar Algirdas Semeta plant, dass Produkte künftig nur dann noch den Hinweis "Made in Germany" tragen sollen, wenn mindestens 45 Prozent des Wertanteils aus Deutschland stammen. Bisher gilt laut EU-Regeln das Land als Herkunftsland, in dem "die letzte wesentliche, wirtschaftlich gerechtfertigte Be- und Verarbeitung" vorgenommen wurde.
Deshalb können aktuell Produkte auch dann mit dem Label "Made in Germany" gekennzeichnet werden, wenn sie zu mehr als 90 Prozent im Ausland gefertigt, aber zuletzt in Deutschland bearbeitet wurden.