Warnungen der Aufsichtsbehörde Rückrufe von Lebensmitteln nun auch per App und Push
Pestizide im Gewürz, Metallteile im Babybrei oder Krankheitserreger im Fleisch: Gründe für eine Rückrufaktion. Die kommen jetzt per Push-Nachricht aufs Smartphone - was Kritiker schon länger fordern.
Über 300 Produkte sind im letzten Jahr in Deutschland zurückgerufen worden, aus unterschiedlichen Gründen. Manchmal erfährt man davon zufällig durch Zettel, die an der Supermarktkasse aushängen und über einen Rückruf informieren - oder aber auf Lebensmittelwarnung.de, der staatlichen Webseite für Lebensmittelwarnungen. Sie soll die Menschen in Deutschland möglichst schnell vor unsicheren Produkten warnen.
Seit Gründung 2011 wurden über die Webseite 2430 Meldungen erfasst. Meist ging es dabei um Lebensmittel. Die Gründe für einen Rückruf können unterschiedlich sein. 2023 waren Krankheitserreger die häufigste Ursache (33 Prozent), gefolgt von gesundheitsschädlichen Substanzen (20 Prozent), Rückstände und Kontaminanten (17,5 Prozent), Fremdkörpern (15 Prozent) und Allergenen (10,5 Prozent). Das Problem: Bisher muss man die Webseite gezielt aufsuchen, und oft gehen wichtige Gefahrenmeldungen so an Betroffenen vorbei.
Zahl der Warnhinweise gestiegen
Um deutlich mehr Menschen zu erreichen und zu schützen, sei die Webseite jetzt komplett überarbeitet worden, verkündete das Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf einer Pressekonferenz. Das wichtigste neue Feature ist dabei eine App, um stets auf die Gefahrenmeldungen zugreifen zu können. Auch kann man nun Push-Benachrichtigungen aktivieren, gefiltert nach Produktart oder Gefahrenursache.
Die Webseite sei außerdem übersichtlicher, und es gebe die Möglichkeit, anstatt Pushmeldungen E-Mail-Benachrichtigungen zu abonnieren. Grundsätzlich sei das BVL zufrieden - in den letzten Jahren habe es immer mehr Gefahrenmeldungen gegeben.
"Steigende Zahlen sind kein Zeichen für Unsicherheit, sondern ganz im Gegenteil", so Friedel Kramer, Präsident des BVL. Vielmehr seien die Verfahren zur Messung und Kontrolle genauer geworden, sodass bereits kleinste Mengen messbar seien. Außerdem würden die Hersteller Rückrufe weniger kritisch sehen und Grenzwertüberschreitungen häufiger melden, so Kramer weiter.
Kritik von Foodwatch
Der Verein Foodwatch ist froh über die neuen Funktionen, denn sie hatten eine solche App schon vor Jahren gefordert. Trotzdem: Ein weiteres Problem seien oft die Unternehmen.
"Auch die beste App löst die grundsätzlichen Probleme der Lebensmittelüberwachung nicht: Ob es zu Rückrufen kommt, ist in erster Linie die Entscheidung der Unternehmen selbst, die in manchen Fällen wegen eines drohenden Reputationsverlusts gar nicht erst an die Öffentlichkeit gehen", so Chris Methmann, Geschäftsführer von Foodwatch. "Das muss sich ändern: Behörden müssen verpflichtet werden, alle Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen konsequent zu veröffentlichen."