Geschönte Wirtschaftsdaten? IWF-Chefin Georgieva unter Druck
Hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Georgieva, in der Vergangenheit zugunsten von China interveniert? Eine neues Gutachten wirft unangenehme Fragen für die Bulgarin auf.
Ein Gutachten einer international tätigen Anwaltskanzlei erhebt Vorwürfe gegen die amtierende Chefin des Internationalen Währungsfonds IWF, Kristalina Georgieva. Laut der Untersuchung der US-Anwaltskanzlei WilmerHale soll sich die Bulgarin in ihrer Zeit bei der Weltbank dafür eingesetzt haben, eine Bericht zum internationalen Geschäftsklima zugunsten von China zu schönen.
Konkret geht es dabei um den Lagebericht "Doing Business Report", der einmal im Jahr von der Weltbank veröffentlicht wird. Dieser geht beispielsweise der Frage nach, wie geschäftsfreundlich Volkswirtschaften weltweit agieren, wie Investoren geschützt werden, wie hoch die Steuerlast für Unternehmen ist oder auch wie unterschiedlich stark Unternehmen jeweils reguliert werden.
Laut der Anwaltskanzlei befand sich die Weltbank im Herbst 2017 in delikaten Verhandlungen mit China, während zugleich die Veröffentlichung des Berichts für das Jahr 2018 bevorstand. In der damals zuletzt veröffentlichten Untersuchung von 2017 war China nur auf Platz 78 gekommen, was in Peking für Unmut gesorgt hatte.
Sieben Plätze nach oben?
Nach Erkenntnissen von WilmerHale intervenierte die damalige Weltbank-Generaldirektorin Georgieva und forderte die mit dem Bericht befassten Mitarbeiter auf, eine andere Methode anzuwenden, um am Ende ein für China besseres Ergebnis zu erzielen. Laut WilmerHale sorgte Georgievas letztlich dafür, dass einige Daten im Lagebericht 2018 verändert wurden und China somit Rang 78 behalten konnte. Ansonsten wäre das Land auf Platz 85 abgerutscht.
Georgieva wies die Vorwürfe zurück. Sie sei in keiner Weise mit "den Schlussfolgerungen und Interpretationen" dieser Untersuchung einverstanden, erklärte sie in einer Stellungnahme auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP. Georgieva hatte die Führung des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Oktober 2019 übernommen.
Bericht wird eingestellt
Nach Bekanntwerden der Manipulationsvorwürfe hat die Weltbank jetzt bekannt gegeben, die Publikation der jährlichen Rangliste, die die Wirtschaftsfreundlichkeit von Ländern bewertet, einzustellen. Die Institution erklärte, sie werde an einem neuen Ansatz zur Bewertung des Investitionsklimas und der Wirtschaftsfreundlichkeit eines Landes arbeiten.