Prognose nach oben korrigiert Regierung rechnet mit 2,6 Prozent Wachstum
Nach den Forschungsinstituten hat nun auch die Bundesregierung ihre Wachstumsvorhersage nach oben korrigiert. Mit ihrer Prognose in Höhe von 2,6 Prozent gibt sie sich aber zurückhaltender als die meisten Experten. Die Zahl der Arbeitslosen soll in diesem Jahr im Schnitt bei 2,9 Millionen liegen.
Die Bundesregierung hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 2,3 auf 2,6 Prozent erhöht. Das teilte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle mit. Für das kommende Jahr rechnet er mit einer Abflachung auf 1,8 Prozent Wachstum. Die Arbeitslosigkeit dürfte auf 2,9 Millionen im Jahresdurchschnitt sinken und 2012 auf 2,7 Millionen zurückgehen. Zudem werde es im nächsten Jahr einen Beschäftigungsrekord von 41,1 Millionen Erwerbstätigen geben.
Konsum wird zum Konjunkturmotor
"Der Aufschwung in Deutschland steht auf einem breiten Fundament", sagte Brüderle. Die Inlandsnachfrage gewinne an Kraft und mache die Wirtschaft so widerstandsfähiger. Die Binnenwirtschaft werde gleichermaßen von Investitionen und Ausgaben der Verbraucher getragen. "Die fast schon traditionelle deutsche Konsumschwäche ist überwunden - die Zuwächse des privaten Konsums liegen deutlich über denen des vergangenen Jahrzehnts", sagte Brüderle.
Dank der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt dürften die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte in diesem und im nächsten Jahr um je 3,3 Prozent steigen - "so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr." Die Verbraucherpreise würden zwar 2011 mit 2,4 Prozent hauptsächlich aufgrund höherer Rohstoffpreise merklich zunehmen. Im nächsten Jahr dürfte die Teuerung aber wieder unter die Marke von zwei Prozent sinken. "Selbst angesichts der höheren Teuerung verbleibt per Saldo in diesem und im nächsten Jahr ein deutliches Kaufkraft-Plus."
Als Risiken bezeichnete Brüderle die hohen Rohstoffpreise, die Katastrophe in Japan und die noch nicht ausgestandene Schuldenkrise im Euroraum. Zentrale Aufgabe sei die nachhaltige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte. "Gerade die Ausgabenseite gehört auf den Prüfstand, besonders jetzt im Aufschwung." Konsolidierung und Entlastungen hingen dabei sehr eng zusammen.
Opposition kritisiert "Aufschwung der miesen Jobs"
Der CDU-Haushaltsexperte Norbert Barthle warnte davor, den Bundeshaushalt angesichts guter Wachstumszahlen "zum Selbstbedienungsbuffet" zu erklären. Der Aufschwung müsse zur Haushhaltskonsolidierung genutzt werden. Der SPD-Wirtschaftspolitiker Garrelt Duin warf der Regierung vor, die Chancen des Wachstums ungenutzt zu lassen. Als Beispiel nannte er die "ausufernde Leiharbeit", die allein die "Hälfte des Zuwachses an Arbeitsplätzen" ausmache. Auch ein struktureller Schuldenabbau finde nicht statt. "Von dem Aufschwung, auf den Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle seinen Konjunktur-Optimismus stützt, spürt die Mehrheit der Menschen kaum etwas", kritisierte der Wirtschaftsexperte der Linksfraktion, Michael Schlecht. Er sprach mit Blick auf ausufernde Zeitarbeit von einem "Aufschwung der miesen Jobs ohne langfristige Perspektive". Aber selbst bei den Tariflöhnen bleibe der Zuwachs hinter der Preissteigerung zurück.
Auch Forschungsinstitute optimistischer
Die Konjunkturprognose wird auf Basis des aktuellen Frühjahrsgutachtens der Forschungsinstitute erstellt. Die führenden Institute hatten vor einer Woche ihre Prognosen vorgestellt. Sie rechnen für 2011 mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts von 2,8 Prozent. In ihrem Frühjahrsgutachten hoben die Konjunkturexperten ihre bisherige Vorhersage vom Oktober drastisch an. Damals hatten sie noch ein Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent vorausgesagt. Die Auftragseingänge der deutschen Industrie seien kräftig gestiegen. Die Unternehmen schätzten ihre Lage so günstig ein wie zuletzt zur Zeit der Wiedervereinigung, erklärten die Forscher. Für 2012 erwarten sie einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,0 Prozent.
Die Bundesregierung war bisher davon ausgegangen, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 2,3 Prozent über dem Vorjahreswert liegen wird. Ihre Prognose für 2012 lag bereits bei der vergangenen Schätzung bei 1,8 Prozent.