Baukrise und Wohnungsnot Noch weniger Baugenehmigungen für Wohnungen
Die Flaute im deutschen Wohnungsbau setzt sich fort. Auch im August lag die Zahl der bundesweit neu genehmigten Wohnungen dem Statistischen Bundesamt zufolge unter dem Vorjahreswert.
In vielen Städten herrscht akute Wohnungsnot - doch die Zahl der Baugenehmigungen ist im August wieder gesunken. Sie fiel im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,8 Prozent oder 1.600 auf 18.300, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Von Januar bis August wurden damit 141.900 Wohnungen genehmigt - 19,3 Prozent oder 33.900 weniger als ein Jahr zuvor.
Trendwende nicht in Sicht
Nach acht Monaten des Jahres beträgt der Rückstand zum gleichen Vorjahreszeitraum damit 19,3 Prozent. 141.900 Wohnungen waren fast 34.000 weniger als in den ersten acht Monaten des auch schon schwachen Jahres 2023. Besonders stark ist die Zahl neu genehmigter Einfamilienhäuser geschrumpft. Hier gab es für 25.300 Projekte grünes Licht von den Behörden. Das waren 9.200 weniger als vor Jahresfrist, ein Rückgang um 26,6 Prozent.
Als Gründe für den schon länger anhaltenden Abwärtstrend und die Zurückhaltung von Investoren gelten gestiegene Finanzierungs- und Baukosten. Branchenverbände klagen zudem über zu viel Bürokratie und ausufernde Bauvorschriften.
Eine rasche Trendwende ist nicht in Sicht, denn der Auftragsmangel im Wohnungsbau hat sich zuletzt verschärft: Im September klagten 52,9 Prozent der Unternehmen darüber, nach 50,6 Prozent im August, wie das Münchner ifo-Institut bei seiner Umfrage herausfand.
Positiv hervorzuheben sei lediglich das anhaltende Sinken der Stornierungsquote seit einem halben Jahr. Aktuell berichten noch 11,2 Prozent der Unternehmen von gestrichenen Aufträgen. Zum Vergleich: Im Oktober vergangenen Jahres lag der Anteil mit 22,2 Prozent noch fast doppelt so hoch.
"Da wird nichts kommen"
"Die Zinssenkungen der Zentralbank konnten noch keinen Effekt entfalten", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Kreditzinsen für Haushalte für den Wohnungsbau sind weiter hoch." Zwar zeigten sich die Unternehmen weniger pessimistisch mit Blick auf die kommenden Monate. "Von einem Hoffnungsschimmer zu sprechen, wäre aber übertrieben. Die Lage im Wohnungsbau ist weiterhin ernst", so Wohlrabe.
Auch ifo-Präsident Clemens Fuest rechnet nicht mit einem Bauboom. "Da wird nichts kommen 2025: Die Investitionen werden sogar weiter schrumpfen", prophezeite Fuest kürzlich. Erst 2026 würden die niedrigen Zinsen angesichts der langen Planungszeiten im Wohnungsbau durchschlagen. Experten zufolge dürfte die Bundesregierung damit selbst gestecktes Wohnungsbauziel angesichts der Flaute erneut deutlich verfehlen. Sie strebt eigentlich 400.000 Einheiten im Jahr an.
Bei Zweifamilienhäusern betrug der Rückgang der Baugenehmigungen in den ersten acht Monaten des Jahres laut Statistikamt 13,9 Prozent auf nur noch 8700. Auch bei den Mehrfamilienhäusern - der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart - verringerte sich die Zahl der Bauzusagen deutlich: Hier ging es um 19,6 Prozent auf 75.400 Wohnungen nach unten.
"Wir fallen um Jahre zurück - die Situation wird sich auf längere Sicht für viele Menschen verschärfen", kommentierte der Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Dirk Salewski, die Entwicklung. "Der Wohnungsmangel wird weiter wachsen."