Schätzung der Sparkassen Weniger Insolvenzen als befürchtet?
Die von Ökonomen und Banken befürchtete Welle von Firmeninsolvenzen wegen der Corona-Krise fällt möglicherweise kleiner aus, so eine Schätzung der Sparkassen und Landesbanken. Doch die Lage ist verzerrt.
Sparkassen und Landesbanken haben die Hoffnung, dass die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland infolge der Corona-Krise niedriger ausfallen könnte als erwartet. "Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die Insolvenzwelle in diesem Jahr nicht so hoch sein wird, wie viele befürchten", sagt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis.
"Denn von unseren mittelständischen Kunden wissen wir: Sie hatten zu Beginn dieser Krise noch eine gute Ertragslage und eine sehr stabile Eigenkapitalbasis. Damit können die meisten Unternehmen eine längere Durststrecke überstehen."
Auch die privaten Banken sind bisher von der befürchteten Insolvenzflut verschont geblieben. Die zu Beginn des vergangenen Jahres gebildete Risikovorsorge - 1,8 Milliarden Euro allein bei der Deutschen Bank - für ausfallgefährdete Kredite musste bislang nicht aufgestockt werden. Einige US-Banken konnten ihre Vorsorge bereits wieder zurückfahren.
Ausmaß noch nicht abzusehen
Allerdings ist das ganze Ausmaß der pandemiebedingten Kreditausfälle und Firmenpleiten noch nicht abzusehen. Für viele Firmen endet die Pflicht zur Anmeldung der Insolvenz erst an diesem Sonntag. Zuvor war die Frist monatelang ausgesetzt worden, damit dürften mögliche Pleiten nicht verhindert, sondern nur aufgeschoben worden sein. Und für Unternehmen, die noch immer auf Auszahlungen der November-Hilfen warten, hat die Bundesregierung die Insolvenzantragspflicht noch einmal bis Ende April 2021 ausgesetzt.
Nach Ablauf dieser Frist erwarten viele Experten einen kräftigen Anstieg der Insolvenzen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln geht bis Jahresende von 23.250 Firmenpleiten aus. Das wäre der höchste Wert seit 2014.
Bundesbank warnt
Auch die Bundesbank rechnet angesichts des verschärften Lockdowns mit zunehmenden Kreditausfällen. Mit der länger dauernden Krise werde es zu Solvenzproblemen bei Unternehmen kommen, die sich dann auf das Finanzsystem auswirken könnten, warnte bereits vor Weihnachten Bundesbank-Vorständin Sabine Mauderer.
Die Insolvenzen in Deutschland könnten Anfang 2021 auf über 6000 pro Quartal steigen, so die Bundesbank. Die Folge wäre eine starke Belastung der heimischen Banken, die schon jetzt zu den schwächsten in Europa zählen. Denn geht eine Firma pleite, kann sie ihre Kredite nicht mehr bezahlen und die Institute bleiben auf den Darlehen sitzen. Wenn die Banken in der Folge weniger neue Kredite vergeben können, weil ihr Eigenkapital aufgezehrt ist, leide die gesamte gesamte Wirtschaft, so die Bundesbank.
An ersten prominenten Beispielen von Firmenpleiten mangelt es nicht: So mussten bereits die Adler Modemärkte oder die unter der Marke Deutsche Confiserie Holding zusammengefassten Süßwarenhersteller Arko, Eilles und Hussel Insolvenz anmelden.
Sparkassen-Präsident macht Hoffnung
Doch Sparkassen-Präsident Schleweis macht Hoffnung. "Die deutsche Wirtschaft wird sich mit zwei wachstumsstarken Jahren von der Krise erholen", sagte er. Die Volkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr um 3,5 Prozent anziehen wird, für 2022 sagen sie 3,1 Prozent Wachstum voraus.
Allerdings stehe und falle die wirtschaftliche Erholung mit dem Tempo und dem Anschlagen der Impfungen gegen das Coronavirus. "Ganz nüchtern muss man feststellen, dass Deutschland hier hinsichtlich der Geschwindigkeit welt- und auch europaweit nicht an der Spitze steht. Wir wünschen uns deshalb, dass es uns gemeinsam gelingt, hier mehr Tempo aufzunehmen", sagte der Sparkassen-Präsident.